Kara Walker, Negress Notes, 1995
collage, ink, gouache, pencil, watercolor
on paper, 20 sheets
Collection Ellen and Richard Sandor
Photo courtesy the artist and
Sikkema Jenkins & Co., New York
Geschichte ist eine verletzende Erfahrung. Vor allem dann, wenn sie einem ihre Schatten wie im Fall der afro-amerikanischen Künstlerin Kara Walker buchstäblich nachwirft. Genauer an die Wand. Die Schattenrisse in Form von lebensgrossen Scherenschnitten aus schwarzem Papier, die im Whitney Museum Of American Art in New York ausgestellt sind, zeichnen ein Bild, das geprägt ist von Rassismus, Sexualität, Gewalt und Unterdrückung. Die Akteure in Walkers grotesken Szenen kümmern sich einen Deut um unsere Anwesenheit, geschweige denn um unsere Billigung ihrer Handlungen. Und die sind unverblümt bis schockierend. Die Protagonisten fühlen sich genau so wie dies die heutige Realität immer noch in gewissen Teilen von Amerika darstellt: Nicht beachtet, vergessen und verdrängt.
Was Schwarze auch tun, die Vergangenheit schwingt mit. Und man kann es Kara Walker, dem Kind aus der Zeit nach der Bürgerrechtsbewegung, kaum zum Vorwurf machen, dass sie ihren Blick auf das Schwarz und Weiss der amerikanischen Südstaaten vor dem Bürgerkrieg richtet. Konsequent und hartnäckig begibt sich die Künstlerin auf Identitätssuche. Der Scherenschnitt scheint besonders geeignet, Ethnizität zu thematisieren. Denn er operiert nicht nur mit dem linearen Erscheinungsbild eines flachen Profils, sondern auch mit den extremen Polen von Schwarz und Weiß, die seit jeher beispielhaft für das Denken über Hautfarbe sind.
Kara Walker, die eine Professur an der Columbia University New York inne hat, verbrachte ihre Jugend im US-amerikanischen Süden. Die Scherenschnitt-