It’s always so eine Sache mit the language
Ich bin zweisprachig. Manchmal denke ich, das ist ein Fluch. Es gibt Tage, da wandert man durch die Strassen wie ein entwurzelter Schizophrener. Die Sprache, von der man her kommt, das Schweizerdeutsche, ohne Zweifel intus, aber wegen der Distanz – London – doch nicht mehr ganz im Griff. Das Englische wiederum, auch ziemlich intus nach all den Jahren, aber letztlich fehlt halt doch das letzte Quentchen linguistischer Allwissenheit, das den sprachlichen Ausdruck vom Bereich zerebraler Reflektion in den Bereich des Instinktes versetzt. Vielleicht hat das Joseph Roth zum Alkoholiker gemacht. Ihn, wie so viele andere in der Fremde, darunter die Vielzahl von Südafrikanern, die in den achtziger Jahren im Londoner Exil darbten und sich in der Bar des Africa Centre in Covent Garden gewohnheitsmässig dem sinnlosen Suff hingaben. Bis jetzt bin ich kein Alkoholiker geworden. Im Pub sitze ich trotzdem gern und lasse mir vom Bier die Knöpfe im Geist locker massieren. Denn Alkohol bringt Mut. Plötzlich stürzen die Worte, die man vorher mühsam zusammenklaubte, nur so aus einem heraus. Ein Bier vor dem Gespräch, ist wie für den Fussballer die Schenkelmassage vor dem Spiel. Oder sogar die schmerzstillende Spritze, die es dem Superstar trotz kaputter Haxe doch noch erlaubt, aus dem Stand ein Tor zu schiessen.
Auf Schweizerdeutsch, das wird mir vor allem in London immer wieder bewusst, bin ich ein anderer Mensch als auf Englisch. Und auf Englisch bin ich wiederum ein anderer Mensch als auf Hochdeutsch. Es ist die Sprache. Auf Schweizerdeutsch rede ich ganz so, wie mir der Schnabel gewachsen ist. Manchmal möglicherweise patschig, ungenau oder sogar richtig daneben. Aber so ist das halt. Dafür muss ich einstehen. That’s me. Auch mein Vokabular ist geschrumpft: bei Nichtverwendung entfallen, wie ich festgestellt habe, zuerst die Adjektive (wodurch mein Schreibstil