Foto: © Colin Lane

                                                                                               

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das kulturelle überformat
Nr. 2 / 26. Februar 2007
#Interview John Cale
  6/7
musik
Interview John Cale

überzeugt ist, dann haut das im Konzert auch nicht hin.

 

Besonders gross scheint die Verwirrung beim Hip-Hop zu sein. Da wird von Sex and Crime gerappt, aber in Interviews distanzieren sich die MCs von ihrem sorgfältig aufgebauten Image.
Das kann ich gut verstehen, gerade beim Hip-Hop braucht es ein erklärendes Sicherheitsventil, damit man weiss, wo die Realität aufhört und die Fiktion beginnt. Beim Hip-Hop muss man schon genau hinhören, auch auf Gangsta-Platten wird nicht bloss Motherfucker dies und Motherfucker das gerappt, dort wird auch einschneidende Sozialkritik betrieben. Da kann es schon vorkommen, dass einer strophenlang von seiner Strassennähe prahlt und dann plötzlich von seiner Liebe zu seiner Mutter zu erzählen beginnt. So etwas berührt mich sehr.

Beim Hip-Hop können sie also nicht bloss den Grooves, sondern auch den Reimen etwas abgewinnen?
Durchaus. Ich halte Snoop Dogg sogar für einen wirklich aussergewöhnlichen Poeten.

Ich verstehe zwar nicht alles, was er auf seinen Platten sagt, aber wie er mit der englischen Sprache durchbrennt, finde ich fesselnd.

Zu einem ganz anderen Thema. Sie haben mal gesagt, ihre Zusammenarbeit mit den Happy Mondays sei eine Ihrer gelungensten Produktionsarbeiten gewesen.


























Ja, das war einmalig. Die Band strahlte mir gegenüber eine gewisse Gleichgültigkeit aus – so nach dem Muster, uns ist es egal, was Du da machst, aber irgendwie ist es in Ordnung so –, und allmählich habe ich diese Grundhaltung übernommen und gespiegelt. Da war etwas sehr Flüchtiges zwischen mir und der Band, wir waren wie zwei Schiffe, die einander in der Dunkelheit passieren und sich nie wieder begegnen.