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das kulturelle überformat
Nr. 2 / 26. Februar 2007
#Colson Whitehead
  4/5
literatur
Colson Whitehead

Sklaven geführte Gemeinde gewesen und hiess Freedom. Jetzt soll sie New Prospera heissen, weil der neue Software-Tycoon, der für Arbeitsplätze sorgt, mit dem alten Winthrop nichts mehr zu tun haben will.

Whitehead beschreibt diesen Vorgang als zynischen Kommentar auf die Werbewelt und auf den Umgang der Menschen mit ihren Traditionen. Namen kamen dem Helden einfach so, die Erklärung dazu folgte meist später:  

«Es war die Art von Branche, in der es eine Menge Heureka-Geschichten gab. Ein Grossteil der Arbeit ging auf der Ebene des Unbewussten vonstatten. Ohne nachzudenken stellte er Zusammenhänge zwischen Dingen her, und dann zack!, während er sich in der U-Bahn an der Nase kratzte, oder zack, zack!, wenn er sich am Bordstein den Zeh anstiess. Vor ihm schwebte in Neon der Name.»

Whitehead, der übrigens so heisst, weil sein Ur-Ur-Grossvater so hellhäutig war, das ihn seine Freunde Whitehead nannten, hat die Geschichte einer Ortschaft, die einen neuen Namen suchte, in einer kleinen Zeitungsmeldung gefunden. Der Rest war viel Recherche und sein Drang, das heutige Amerika wie bereits in seinen früheren Romanen auf mehreren Ebenen zu kommentieren. Diesen Anspruch hat man ihm auch schon zum Vorwurf gemacht. Er wolle zuviel, hiess es da auch schon. Von der Selbstverliebtheit seines Schreibstils gar nicht zu sprechen.

Während der Lesung gibt er seinen Anhängern wie seinen Kritikern neue Nahrung, in dem er Passagen des kommenden Werkes vorträgt, in dem er mit der jugendlichen Sprache und dem Slang der Strasse Kapriolen treibt.

 

Unterdessen hat sich sein Held in Winthrop umgesehen und fragte sich, wie die Winthrop-geprägten Strassen wohl heissen würden,