wäre es nach den Marketing-Prioritäten der schwarzen Siedler gegangen:
«Fahren Sie die Kidnap Street bis ganz ans Ende, biegen Sie links auf die Torture ab, und bleiben Sie darauf, bis Sie zur Lynch kommen. Folgen Sie der Strassenbeleuchtung, bis Sie zur Genocide kommen, und halten Sie in der Sackgasse an.»
Whiteheads «Apex», übrigens hervorragend von Nikolaus Stingl ins Deutsche übertragen, ist eine bitterböse Satire über den heutigen Umgang mit Geschichte, eine in Rückblenden erzählte Abrechnung mit der Werbewelt («Natur ist ein starker Markenname. Setze Natürlich auf die Verpackung, und du bist fein raus») und eine Hommage an die Sprache und den Klang der Wörter:
«Manche Leute standen auf Treibholz, andere hatten eine Schwäche für Kellertür, aber er hatte, was Alltagsworteinheiten anging, schon immer Shuttle-Bus ziemlich gemocht. Sag es fünfmal schnell hintereinander, behauptete er – Shuttle-Bus, Shuttle-Bus klinge wie miteinander tuschelndes Laub in einer urtümlichen Bilderbuch-Schlucht.»
Colson Whitehead lächelt. «Any corrections?», fragt er und jedem ist die reine Rhetorik dieser Aussage bewusst. Er bedankt sich und verschwindet Richtung Fort Greene. Und draussen auf den Strassen von Broooklyn schweben in Neon plötzlich tausend Namen…
«Apex oder Der Schmerz verschwindet» von Colson Whitehead.
Hanser Verlag. 192 Seiten. € 17,90, sFr 32
Bildmaterial aus der Sammlung «Kuriose Ortsnamen» von Sat 1