Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 2 / 26. Februar 2007
#Colson Whitehead
  3/5
literatur
Colson Whitehead


«Sonett» ist ebenfalls ein in Deutschland erhältliches Wasch- und Reinigungsmittel. Ob der Held von Whiteheads neuem Roman an diesem Namen seine Freude finden würde, ist schwer zu sagen. Dieser Held, der sinnigerweise durchs ganze Buch namenlos bleibt, ist einer der Produkten Namen verleiht. Und er ist nicht irgendwer, sondern in der «Corporate Identity»-Szene von New York der Beste, den es gibt. Preisgekrönt und begehrt, seit er einem Heftpflaster eine neue Identität verlieh. Das Pflaster, das es in mehreren Hauttönen zu kaufen gibt, und damit auch einen ethisch wichtigen Beitrag im amerikanischen Alltag leistet, heisst «Apex».

Colson Whitehead beginnt sowohl seine Lesung wie auch den Roman mit der für ihn typischen Sprache:

«Er lieferte die Namen. Es waren gute Zeiten. Er lieferte die Namen, und wie jeder gute Vater, fasste er sie hart an, um ihnen eine Lehre fürs Leben zu erteilen. Er bog sie, um festzustellen, ob sie brechen würden, er schleifte sie an schweren Metallketten hinter Autos her, er setzte sie über längere Zeiträume hohen Temperaturen aus. Manchmal brachen Konsonanten ab und liessen zornige Vokale auf den Labortischen zurück. Woher sollte er sonst wissen, ob sie für das, was die Welt bereithielt, gerüstet waren.»


Die Liebe zu den Worten aus der Feder des Autors geradewegs in den Mund des Helden. Whitehead vermag diesen Flow über 200 Seiten zu erhalten. «Um solche Sachen zu schreiben benötige ich zwei Dinge: viel Kaffee und laute Musik», meint er an diesem Abend dazu. Sein Held dagegen muss den Beat der Grossstadt verlassen. Wird er doch in ein kleines Städtchen im Mittleren Westen eingeladen, um der Gemeinde einen neuen Namen zu geben. Winthrop heisst der Ort, benannt nach einem alten Geschlecht, das einst die Stadt mit einer Stachelzaunfabrik überhaupt erst auf die Landkarte brachte. Zuvor war Winthrop eine von ehemaligen