Mark Wallinger

                                                

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das kulturelle überformat
Nr. 2 / 26. Februar 2007
#Mark Wallinger
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kunst
Mark Wallinger

Nation ein Ende bereitet werden müsse. Derweil es den Staat erhebliche Arbeit und Zeit kostete, ein entsprechendes neues Gesetz zu formulieren – genannt Serious Organised Crime and Police Act –, hatte Haw ein neues Thema: er protestierte nicht mehr nur gegen den Krieg, sondern auch gegen die Einschränkung der Meinungsfreiheit. Zuletzt gaben ihm die Richter doch ein klein bisschen recht: nach allerhand Gerichtsauftritten darf er seinen Protest nun doch weiterführen – allerdings auf einem Flecken, der nicht grösser als zwei Mal drei Meter ist. Diesen Flecken verlässt Haw nur, wenn er mal wieder vor Gericht muss. Leben tut er von den Sandwiches, die ihm seine Supporter bringen.

 
Wallinger, Jahrgang 1959, gehört zu der jungen Garde englischer Künstler, die von Mäzen Charles Saatchi in den achtziger Jahren aufgepäppelt und in den neunziger Jahren mittels Ausstellungen in seiner Galerie und einer kreativen PR-Politik zu Superstars machte. Im Gegensatz etwa zu einem Damien Hirst und seinem surrealen Witz oder Tracey Emin mit ihrem exhibitionistischen Selbstdarstellungsdrang, gehörte Wallinger zu den wenigen prominenten Künstlern seiner Kreise, welche sich auch jetzt noch mit Themen beschäftigten, die in den Sixties und Seventies den Ton angegeben hatten: Klassenunterschiede, die Rolle des Individuums in der Gesellschaft, oder auch die Beschlussfassungsmechanismen in einer Demokratie. In seinen Anfängen arbeitete er vorab mit malerischen Mitteln, bald aber wandte er sich den diversesten Techniken zu, die er oft kombinierte. Berühmt ist sein Panoramafoto von den Fans, die vor einem Fussballländerspiel aufs Wembley Stadion zuströmen: Mitten drin stehen Wallinger und ein Kumpel, die einen Union Jack mit seinem Namenszug hochhalten. Seine Passion für Rennpferde führte zu einer subtilen Auseinandersetzung mit Fragen der Rassenidentität. Schliesslich erstand sich Wallinger selber einen Gaul, ernannte diesen in Anlehnung an Marcel Duchamps Ready-Mades zum Kunstwerk in der Hoffnung, dass seine Kunst fortan regelmässig auf den Bildschirmen englischer Wettbüros bewundert würde (das Pferd brachte nur ein einziges