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das kulturelle überformat
Nr. 2 / 26. Februar 2007
#Mark Wallinger
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kunst
Mark Wallinger

Parliament Square ist nicht gerade ein einladender Rasenflecken. Rundum braust pausenlos der Kreiselverkehr. Am Ostrand des Squares, auf der anderen Seite des Verkehrsstromes, trohnen Big Ben und die Houses of Parliament, verbarrikadiert hinter unansehlichen Beton-Blocks zum Schutz vor den Lastwagen der Suizidbomber. Am Südrand kitzeln die gespenstischen Türmchen der Westminster Abbey den Himmel. Die einzigen Menschen, die sich gelegentlich auf den Rasen hinüber wagen sind Touristen, die einen besseren Winkel für ihre Big-Ben-Aufnahmen brauchen, TV-Teams, die einen Parlamentarier vor dem Hintergrund seiner Arbeitsstädte interviewen wollen, sowie Freunde und Sympathisanten von Brian Haw.

 

Brian Haw ist der Schöpfer der Vorlage von Wallingers «State Britain». Am 2. Juni 2001 kam er auf dem Square an, um sich als wandelnder Einmannprotest gegen die damaligen Sanktionen gegen den Irak einzunisten – quasi ein täglicher, unübersehbarer Gewissensbiss für die zur Arbeit erscheinenden Politiker. Haw ist ein Exzentriker der klassischen englischen Sorte, einer mit Sendungsbedürfnis, der an seine Sache glaubt und dafür einsteht, was immer es ihn koste. Er fühle sich veranwortlich, seinen Kindern – allen Kindern – eine friedlichere Welt zu hinterlassen. Geboren 1949, trat er mit sechzehn Jahren eine Lehre als Schiffsbauer an, ehe es ihn auf die See zog. 1970 verbrachte er einige Zeit in Nordirland in der verwegenen Hoffnung, etwas für den Frieden zwischen Katholiken und Protestanten tun zu können. Er gründete eine Familie – sieben Kinder – und reiste nach Kambodscha, auch hier mit dem Bedürfnis, zu helfen. Nach seinem «Umzug» auf den Parliament Square konnte er bald auf die Unterstützung mehrerer Parlamentarier vom linken Flügel der Labour-Partei zählen. Die Mehrheit der Berufspolitiker liessen sich seine ständig wachsende Posterwand und seine unermüdlichen Megaphon-Ansprachen unter die Haut gehen. Alles Poltern bei der Polizei nützte nichts, bis jemand auf die Idee kam, die Banner und Bretter seien ein ideales Versteck für Terroristen und damit eine Gefahr, der zum Frieden der