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das kulturelle überformat
Nr. 2 / 26. Februar 2007
#Mark Wallinger
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kunst
Mark Wallinger

Rennen über die Runde, ehe es wegen einer Verletzung in den Ruhestand versetzt wurde). Immer wieder werfen seine Werke überraschende Verbindungen auf. So zum Beispiel das Video «Fly 2000» – es zeigt das Nach-Leben einer toten Fliege, die an einem Fenster klebt –, welches William Blakes Gedicht «The Fly» heraufbeschwört: «Little Fly/Thy summer's play/My thoughtless hand/Has brushed away».

 

Den meisten Londonern ist Wallinger indessen bekannt durch «Ecce Homo», seine Christusstatue, die im Herbst 1999 für ein paar Monate auf dem leeren Podest am Trafalgar Square stand. Wallingers Christus trug eine Dornenkrone, stand mit geschlossenen Augen da und war nicht grösser als die Menschen, die auf dem Platz unten die Tauben fütterten. Die Statue war verschwindend unscheinbar im Vergleich zu den protzigen Generälen und Löwen, die den Square sonst bevölkern – aber eben nur fast.

«Was für mich hier zusammenkam», erklärte Wallinger dem Evening Standard, «war Brians Protest und die Kraft des Materiales, das er zusammengetragen hatte, und die wichtigen Dinge, die er auszudrücken versuchte. Die Geschichte wird ihn als einen tapferen Mann mit Prinzipien einschätzen.» Dem Independent On Sunday sagte Wallinger: «Die Installation wurde aus dem Zorn geboren. Ich möchte, dass der Betrachter entsetzt ist, ob der Selbstgefälligkeit, die in unserem Land derzeit herrscht.» Und weiter: «Die Tatsache, dass die Installation real erscheint, es aber nicht ist, verlangsamt unsere Wahrnehmungsspanne. Wir können sie bewundern und gleichzeitig schockiert sein von dem, was wir sehen. Ich wollte etwas sichtbar machen, was unsichtbar gemacht worden war. Es soll ein melancholischer Hinweis darauf sein, was wir so einfach durch unsere Finger haben schlüpfen lassen.» Es trieft die Ironie: nun steht im Museum, was die Politiker auf der Strasse nicht tolerieren konnten.

«State Britain», Mark Wallinger, Tate Britain, Millbank, London SW1
Bis 27. August 2007     
Tate Britain – Official Website »