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das kulturelle überformat
Nr. 2 / 26. Februar 2007
#Filmkritik
  3/4
dossier: The Good Shepherd
Filmkritik

stiller Diener geradezu aufdrängt. Zudem ist Wilson ein begeisterter Anhänger amerikanischer Lyrik und teilt diese Leidenschaft mit seinem Lehrer Dr. Fredericks (Michael Gambon). General «Wild Bill» Donovan war zu jener Zeit der echte General, der die jungen Yale-Abgänger zum Geheimdienst lockte. Im Film heisst derselbe nun General Bill Sullivan und wird von De Niro selbst verkörpert.

So faszinierend dieser Geheimbund und die Rekrutierungsmethoden auch sind, die wahre Geschichte des «guten Hirten» (so der deutsche Titel des Films) beginnt erst in der Folge. Wilson verlässt seine Freundin, um die Tochter eines Senators zu ehelichen (Angelina Jolie), wird in Deutschland stationiert und später zum Chef der Spionageabwehr befördert. Der Kalte Krieg entpuppt sich in der Folge perfider als der wahre Krieg. Eine Welt voll düsterer Gestalten an allen Ecken und in Hinterhöfen («The Third Man» lässt grüssen). Und Wilson, kompromisslos dem Schutz des eigenen Landes verpflichtet, beginnt in diesem Umfeld das berufliche (und lebenswichtige) Misstrauen zu verinnerlichen.

Wenn sich eine Institution wie die CIA eine eigene Spionageabwehr leistet, holt sie sich das Krebsgeschwür gleich selbst ins Haus. Für Edward Wilson könnte jeder ein sowjetischer Spion sein, selbst CIA-Direktor Allen (William Hurt). Doch auch Wilson unterläuft der Fehler, den falschen Leuten zu vertrauen und verrät dabei seinen früheren Lehrer. Er tut dies wie alles im Film äusserlich mit stoischer Gelassenheit. Das reduzierte Schauspiel Matt Damons, das die Handschrift De Niros trägt, erzeugt bisweilen beim Betrachter die Angst, das sich Edward Wilson verflüchtigen könnte. Die Kamera geht dabei beängstigend nah an die Schauspieler heran, als würde sie versuchen, die Wahrheit aus ihren Gesichtern zu lesen. Das versucht unweigerlich auch der Betrachter, doch Wilson ist der Einzige, der stets den Blick hinter seiner Hornbrille verborgen hält. Die Paranoia, die sich bei ihm langsam zu entwickeln beginnt, wird gewissermassen cineastisch in Bilder gefasst.