Es ist Sinn und Absicht eines Spions, dass man ihm dies nicht ansieht. Und Edward Wilson alias Matt Damon sieht man es nicht an. Hornbrille und Hut, Regenmantel und Aktenkoffer und morgens um neun im Büro. Die Welt eines Buchhalters würde man meinen. Mit dem kleinen Unterschied, das seine Prokura irgendwo auf der Welt zum Ableben eines nicht mehr länger Erwünschten führen kann.
Der Film erzählt die Geschichte eben dieses Edward Wilson, der sich an der Universität von Yale zum Musterschüler entwickelt. Das Charisma des eifrigen Studenten ist gleich null, seine Präsenz nah am Unsichtbaren. So etwas interessiert die Mächtigen im Lande, die an den Eliteschulen auch ihre Rekrutierungsposten aufgestellt haben. Wilson wird Mitglied der in Yale und ganz Amerika berüchtigten Geheimverbindung «Skull and Bones», der übrigens nicht nur Ex-Präsidentschaftskandidat John Kerry, sondern auch der amtierende Präsident George W. Bush, dessen Vater und Grossvater angehören.
De Niro und sein Drehbuchautor Eric Roth («Forrest Gump», «Munich», «The Insider» oder «Ali») machen kein Hehl daraus, dass sie Edward Wilson mit der Biographie von James Jesus Angleton ausgerüstet haben. Angleton respektive Wilson wurde im Zweiten Weltkrieg Mitglied des Office Of Strategic Services (OSS), jener Geheimdienstorganisation, aus der nach dem Krieg die CIA hervorging. «The Good Shepherd» zeigt diesen Werdegang Wilsons durch die amerikanische Geheimdienstgeschichte nüchtern, aber atmosphärisch dicht. Mit dem Kontrast von Licht und Schatten spielt De Niro zwischen öffentlicher und geheimer Welt. Diese Aura des mitten im Alltag Verborgenen wurde dabei von Kameramann Robert Richardson, der in jüngster Vergangenheit bereits Martin Scorseses «The Aviator» ädaquat umgesetzt hatte, meisterhaft eingefangen.
Die Riege der Einflussreichen rund um «Skull and Bones» sind derweil fasziniert von der Person Edward Wilsons, der sich als