Als er mit «Unforgiven» (1992) noch einmal den Western aufleben liess, da erschien diese melancholische Abrechnung mit jenem Genre, das ihm einst zu Ruhm verhalf, nichts weiter als eine späte Einsicht zur Selbstironie zu sein. Doch «Unforgiven» war wesentlich radikaler und räumte gnadenlos mit einer Vergangenheitsverehrung auf, an der sich viele Amerikaner festhalten, ist sie doch der Ursprung jenes Freiheitsdranges, der diese Nation überhaupt erst zur heutigen Grösse werden liess. Doch in «Unforgiven» mag der Revolverheld nicht mehr und der Sheriff betreibt willentliche Geschichtsfälschung, um die Nachwelt zu seinen Gunsten zu hintergehen.
«Absolute Power» (1997), vordergründig ein spannender Thriller, ist eine harsche Kritik an den Machthabern, in diesem Falle dem US-Präsidenten. Wo die Macht beginnt, da enden auch die Gesetze, an die sich der Normalbürger halten muss. Die Hinterfragung von Recht und Unrecht hat Eastwood auch in «A Perfect World» (1993) und «True Crime» (1999) behandelt. Inmitten der Diskussionen um die aktive Sterbehilfe, veröffentlichte Eastwood «Million Dollar Baby» (2004). Ein Plädoyer für das selbstgewählte Ende einer Existenz und ein Musterbeispiel dafür, wie es der 77-Jährige versteht, das Publikum an den entscheidenden Moment seines Statements hinzuführen. Bereits ein Jahr vor dem Boxerdrama, gelang ihm dies zum Thema Selbstjustiz ebenso eindrucksvoll mit dem Film «Mystic River».
Clint Eastwoods Filme sind deshalb auch jeweils Teil eines einzigen grossen Werkes, einer Chronik der amerikanischen Verhältnisse. Dabei schafft er den Spagat und baut den Menschen und seinem Land