Singen Sie?
Im Badezimmer?
Kein Problem: Tom Waits tut dies auch…
1. Akt: Im Taxi geboren
Eigentlich wünschte man sich, es gäbe ihn nicht aus Fleisch und Blut. Ein Mythos soll er sein. In seiner Existenz dazu da, unsere innersten Wünsche, Sehnsüchte und Ängste zu reflektieren. Einer, der anders ist als alle anderen. Einer, der in die friedlich lächelnde Menge schreit und im Trauermarsch in lautes Lachen ausbricht.
Einer, der die Mode verhöhnt und uns in die Secondhand-Shops lotst. Unseren wahren Charakter gegen die äusseren Umstände verteidigt. Und uns einen weiteren Whisky eingiesst, obwohl doch längst genug wäre.
Man will der Biographie Glauben schenken, die 1973 «Closing Time», dem ersten Album von Tom Waits beigelegt wurde. Darin steht, er sei bereits mit einem Dreitagebart versehen in einem Taxi geboren worden. Und seine ersten Worte, nachdem er das Licht der Welt erblickt hatte, sollen gewesen sein: «Fahren sie mich zum Times Square.»
Der Times Square musste warten. Tom Waits wuchs im ländlichen Kalifornien auf. Und sein ganz persönliches Road Movie lenkte ihn in die dortigen Städte. San Diego. Danach Los Angeles. Ein Troubadour mit Staub an den Stiefeln auf den endlosen Boulevards einer urbanen Twilight Zone. Dort, wo «die gebrochenen Träume» zuhause sind.