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das kulturelle überformat
Nr. 1 / 25. Januar 2007
#Ravi und Anoushka Shankar
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dossier: Norah Jones
Ravi und Anoushka Shankar

1931 habe er hier seine erste Bühnenerfahrung gemacht, bemerkt Ravi Shankar 2005 an seinem Konzert im Pariser Théâtre des Champs-Élysées. 74 Jahre Bühnenkarriere sind nicht spurlos am 1920 in Varanasi geborenen und in einer bengalischen Brahmanenfamilie aufgewachsenen Musiker vorbeigegangen. Unsicher ist er auf die Bühne gestiegen. Doch sobald Ravi Shankar zu spielen beginnt, wirkt er souverän und blüht sichtlich auf. Eindrücklich ist, wie er und seine Tochter Anoushka sich in einem musikalischen Zwiegespräch an der Sitar gegenseitig beflügeln und die Passagen für Improvisationen enthusiastisch nutzen. Das Musizieren halte ihn eben jung, antwortet er im Interview verschmitzt auf die Frage, weshalb er in seinem Alter noch so viele Konzerte gebe.

Der erste Auftritt von Ravi Shankar ist eng mit dem Namen einer Schweizerin verbunden. Die Zürcher Künstlerin Alice Boner ermöglichte 1929 Ravis älterem Bruder Uday, die Company of Hindy Dance and Music aufzubauen und damit auf Welttournee zu gehen. Ravi Shankar tanzte in dieser Show mehr als dass er musizierte; noch einige Jahre lange bevorzugte er eine Karriere als Tänzer. Erst 1938 entschied er sich für die Musik und liess sich von Allauddin Khan unterrichten, mit dessen Sohn Ali Akbar Khan er später grossen Erfolg haben sollte. Ein Konzert der beiden im Jahr 1952 war es auch, der den musikalische Austausch zwischen Ost und West einleitete: der Violonist Yehudi Menuhin war von der Musik der beiden so beeindruckt, dass er später die Zusammenarbeit mit Ravi Shankar suchte.

«Ich musste ihm ehrlich sagen, ich könne nicht Bach oder etwas ähnliches spielen», erinnert sich Ravi Shankar. «Aber ich komponiere ihm gerne etwas in der indischen Tradition, Ragas und Talas – und er war mit meinen Stücken dann sehr glücklich.» Die beiden wurden enge Freunde, denn «Menuhin war nicht nur ein wundervoller Musiker, sondern auch ein grossartiger Mensch.» Sie gaben in den folgenden Jahrzehnten immer wieder Konzerte und