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das kulturelle überformat
Nr. 1 / 25. Januar 2007
#Frauen in der Popmusik
  4/5
dossier: Norah Jones
Frauen in der Popmusik

(61, von der New Yorker Band Blondie) trotz verblichenem Glamour noch im Geschäft sind, hat mit der anhaltenden Krise in Musikindustrie zu tun: mit etablierten Namen wie The Pretenders oder Blondie hoffen die Plattenfirmen nämlich, Käuferschichten zu mobilisieren, die eigentlich längst aufgehört haben, sich für Musik zu interessieren, geschweige denn neuen Bands nachzugehen. Die Renditen mögen bei den Pretenders und Blondie zwar klein sein, aber dafür garantiert.

Generell kommen Frauen in Krisenzeiten verstärkt zum Zug. Das war Ende der 80er-Jahre so, als die männlichen Kollegen entweder in Wegwerf-Pop oder Stadion-Rock abglitten und das Mittelfeld neuen Talenten wie Tracy Chapman, Melissa Etheridge und k.d. lang überliessen. Manchmal reicht schon eine einzige Platte, um einen Schneeballeffekt auszulösen: das war 1995 der Fall, als Alanis Morissettes zorniges Debüt «Jagged Little Pill» eine Schwemme von emanzipierten Mitläuferinnen wie Meredith Brooks, Tracy Bonham und Joan Osborne nach sich zog.

Viele dieser Namen sind wieder in Vergessenheit geraten, denn wer keine Platten verkauft, verliert schnell den Respekt der Industrie. Da gibt es keinen Frauenbonus. Im Gegenteil: oft werden Frauen für Abstürze dämonisiert, die bei Männern als milieutreue Kavaliersdelikte durchgehen. Seine vielen Drogenexzesse, Verhaftungen und Konzertabsagen haben dem Briten Pete Doherty (Babyshambles) den Nimbus eines Bad Boy eingebracht, die ähnlich unberechenbare US-Amerikanerin Courtney Love muss sich hingegen den Ruf einer unverbesserlichen Schlampe gefallen lassen.

Im Musikgeschäft wird auch heute noch mit unterschiedlichen Ellen gemessen, wenn es um Männer und Frauen geht. Und ein Ende dieser Doppelmoral ist nicht in Sicht. Da überrascht es nicht, dass die zurzeit wohl einflussreichste Frau in diesem Metier lieber aus dem Off mitmischt. Den aufreibenden Medienrummel machte