Model (mit Kleid von Mary Quant)
gemeinsam mit The Rolling Stones.
Foto: John French / ©V&A

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das kulturelle überformat
Nr. 1 / 25. Januar 2007
#Swinging Sixties
  3/6
kunst
Swinging Sixties

Das eingangs zitierte Zeitdokument aus der Fernsehsendung «In Gear» markiert gleichermassen den Startschuss für die Ausstellung «Sixties Fashion» im Londoner Victoria & Albert Museum. Kulturschock ahoi! Gerade ist man aus dem zeitgenössischen Londoner Strassenbild getreten, das seit Jahren nur noch von Blue Jeans, Windjacken mit bizarrsten Farbkombinationen und T-Shirts dominiert wird. Soeben auch ist man an grandiosen Galerien mit filigran dekorierten türkischen Töpfen und islamischen Wandelgängen vorbeigegangen. Und jetzt tritt man in eine Welt ein, die man glaubte so gut zu kennen und die doch vom heutigen London fast so weit entfernt zu sein scheint wie die feinen Tempelmosaike aus dem mittelalterlichen Mittleren Osten.

Die Würze liegt im Detail. In diesen neuen Kleiderboutiquen sähen Kundschaft und Bedienung zum Verwechseln ähnlich aus, sagt die Stimme mit der Kartoffel im Hals im Film und mimt dabei überspitztes Staunen. Man hört aus diesen Worten und dem darin enthaltenen tatsächlichen Staunen ganz laut das Quietschen der Balken des alten englischen Klassendenkens, die aus ihren Verankerungen gehievt werden. Denn zum ersten Mal überhaupt haben im England der frühen Sixties auch jene jungen Leute Geld, die es nicht vererbt bekamen. Ausserdem hat die Suez-Krise von 1956 die Glaubwürdigkeit der das Land führenden Upper-Class arg zerzaust. Ende der 50er Jahre ist eine neue Generation von Engländern an die Oberfläche gestossen, die sich die alte Ordnung nicht mehr bieten liess. Working-Class-Typen wie der Schauspieler Michael Caine oder der Theaterautor John Osborne, der mit «Look Back In Anger» den störrischen, selbstbewussten Zeitgeist auf