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das kulturelle überformat
Nr. 1 / 25. Januar 2007
#Saul Steinberg
  3/5
kunst
Saul Steinberg

brauner Landstrich Jersey und dahinter Amerika als kleine grüne Wiese und der Rest der Welt als schmale Landstriche. Dieses Cover steht stellvertretend dafür, mit welch verblüffendem Witz er die Welt betrachtete. So hatten die Menschen vor ihm die Welt noch nicht gesehen. Er konnte mit ein paar wenigen Strichen und ein paar genialen kopfstehenden Einfällen den Geist von New York einfangen und trotzdem die ganze Welt darstellen. Bis zu seinem Tode am 19. Mai 1999 hatte Saul Steinberg für «The New Yorker» insgesamt 87 Covers geliefert, 333 Cartoons, 93 Spots, 124 Illustrationen und 71 Portfolios mit insgesamt 469 Zeichnungen. Und das ist längst nicht seine ganze kreative Produktion.

Obwohl er begeistert ausgedehnte Reisen unternahm, inspirierte ihn kein anderer Ort der Welt so sehr wie New York. Saul Steinberg, der mit der ebenfalls aus Rumänien stammenden Künstlerin Hedda Sterne verheiratet war, hat New York gleichermassen erfunden wie neu entworfen. Er fühlte sich lebendig in dieser Stadt, wo immer er auch ging und er fühlte sich als Immigrant ihr zugehörig. Sie inspirierte ihn und forderte ihn zu immer neuen Aktivitäten heraus. Auch als Stoffdesigner, als Bühnenbildner, Mode- und Werbekünstler trat Saul Steinberg in Erscheinung.

Seine Zeichnungen, die im Museum of the City of New York unter dem Motto «A City on Paper» in den Kontext von Werken anderer künstlerischer Zeitgenossen gestellt werden, präsentieren die Stadt aus ständig wechselnden Blickwinkeln. Dem Beispiel der Fotografin Berenice Abbott (1898 bis 1991), die die Vertikalität der Stadt aus der Vogelperspektive dokumentierte (City Arabesque, 1938), folgt Steinbergs in den Himmel ragendes Chrysler Buildung an der 42. Strasse (1982), das wie ein Stumpf ausschaut, weil sich der Betrachter direkt unterhalb von diesem befindet. Als Architekt hat er den Raum erkundet, um ihn anschliessend auf dem Bildgeviert zweidimensional aufzuteilen. Er schafft es mit Millimeterpapier die Dimensionen eines Hochhauses einzufangen (Graph Paper Architecture, 1954). Mit «Five false paintings» ergründet er nicht nur