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das kulturelle überformat
Nr. 1 / 25. Januar 2007
#«Stranger Than Fiction»
  3/3
dossier: Marc Forster
«Stranger Than Fiction»

Handelt es sich bei Harold Crick überhaupt um eine reale Person? Oder hat sich die erfundene Figur nur selbstständig gemacht? Als Harold durch die Stimme der Autorin erfährt, dass er sterben wird, beginnt er sich allmählich vom Trott des Alltags loszulösen. Als er sich letztlich gar in die liebenswerte «Steuerhinterzieherin» Ana Pascal (Maggie Gyllenhaal) verliebt, erinnert sein Schicksal beinahe an jenes von Henri Boulanger (Ana Pascal ist übrigens Bäckerin) in Aki Kaurismäkis «I Hired A Contract Killer», der – unfähig zum Selbstmord – für sich selber einen Killer engagiert, um anschliessend die Liebe seines Lebens zu finden. Während Boulanger seinem Mörder nachstellt, versucht Harold an «seine» Autorin zu gelangen. Dass er dafür Zeit hat, verdankt er alleine der Tatsache, dass sie die Lösung für das perfekte Ableben ihres Helden noch nicht gefunden hat.

«Stranger Than Fiction» ist vordergründig eine leichtfüssige Komödie mit feinem Witz. Doch der Doppelbödigkeit sind hier fast keine Grenzen gesetzt. Man fragt sich: werden wir von einer höheren Macht gelenkt? Haben wir unser eigenes Schicksal in der Hand? Oder sind wir bloss manipulierbare Figuren im grossen Roman namens «Leben»? Der Film gibt keine Antworten. Im Gegenteil. Er lässt gar mehrere Varianten offen. Ist Harold Crick real oder tatsächlich in einen Roman gestolpert? Die Stadt, in der er lebt ist eindeutig Chicago. Aber Forster visualisiert den Raum derart anonym und bisweilen surreal, dass die Stadt auch im Kopf der Autorin hätte entstehen können. Zudem flimmern immer wieder Zahlen über die Leinwand. Als wäre letztlich unsere Existenz nichts weiter als eine mathematische Anordnung…

«Stranger Than Fiction» – Regie: Marc Forster. Drehbuch: Zach Helm. Mit Will Ferrell, Maggie Gyllenhaal, Dustin Hoffman, Emma Thompson, Queen Latifah.

Website:
«Stranger Than Fiction» – Official Website