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das kulturelle überformat
Nr. 1 / 25. Januar 2007
#Interview
  2/6
dossier: Marc Forster
Interview

Wie sind Sie zufrieden mit der Reaktion in den USA auf ihren jüngsten Film «Stranger Than Fiction» ?
Ich bin sehr zufrieden mit den Reaktionen. Umsomehr auch im Vergleich zum letzten Film «Stay», der weder bei den Kritikern noch bei den Zuschauern Anklang fand. Was ich allerdings auch irgendwie erwartet hatte. «Stay» ist experimenteller Film, inhaltlich wie formal, der mir wichtig war. Auch deshalb bin ich jetzt mit den meist positiven Reaktionen auf «Stranger Than Fiction» sehr zufrieden.

Sie leben als Schweizer in Los Angeles. Wie ist nach all den Jahren in Hollywood ihre Beziehung zur Schweiz?
Ich bin oft unterwegs. Ich komme gerade von Dreharbeiten in China zurück. Mindestens einen Monat im Jahr, zwei Wochen über Weihnachten und zwei Wochen über Ostern, verbringe ich in der Schweiz, wohin ich immer wieder gerne heimkehre.

Sind diese Aufenthalte gewissermassen eine Erdung?
Auf jeden Fall. Mal abgesehen davon, dass ich einfach gerne in der Schweiz bin – im Winter in den Bergen eine Skitour zu unternehmen und einfach nur die Ruhe um einen herum zu spüren, bedeutet mir sehr viel.

Ärgert es Sie, dass in den Schweizer Medien derart viel Rummel um ihre Herkunft gemacht wird. Möchten sie nicht lieber, dass man sie hauptsächlich wegen ihrer Arbeit,

die ja herausragend ist, in den Mittelpunkt stellt?
Im Gegenteil. Es freut mich, dass die Schweizerinnen und Schweizer mir diese Unterstützung zusichern. Die Schweiz ist mein Zuhause und da ist es doch schön, dass mit jedem Film das Interesse immer wieder von Neuem geweckt wird. Es könnte ja auch das Gegenteil der Fall sein.

Natürlich. Aber ist es nicht so, dass bei vielen Ihre Herkunft und nicht der Inhalt Ihrer Arbeit der Grund für das Interesse ist?
Aber das ist doch überall so. Ich habe unter den Regisseuren gute Freunde aus Mexiko und Spanien, und da freuen sich die Menschen dort auch, wenn deren Arbeit im Ausland Anerkennung findet. Ich freue mich selber auch, wenn Roger Federer gewinnt. Auf jeden Fall mehr, als wenn Rafael Nadal gewinnt (lacht). Und ich habe mich genervt, als die Schweizer gegen die Ukraine an der WM verloren haben.

Ist man derart in der Arbeit drin oder kommt da noch das Gefühl auf, dass man bisweilen denkt: es ist schon verrückt, da bin ich, Marc Forster aus der Schweiz, und arbeite mit dieser Schauspielerin, mit diesem Schauspieler zusammen...
Diese Gefühle gibt es. Wenn mich Dustin Hoffmann bei den Arbeiten zu «Stranger Than Fiction» fragt, was er nun machen solle und ich es ihm anschliessend erkläre. Da denkt man plötzlich schon: ich gebe einer Legende