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das kulturelle überformat
Nr. 8 / 2. Oktober 2007
#Interview mit Youssou N'Dour
  7/10
musik
Interview mit Youssou N'Dour

handelt von einem Mann aus dem Norden, aus dem Volk der Toucouleurs, der wieder einmal das Land der Wolof im Zentrum besucht. Er hat sich verändert,  hat teure Kleider und einen teuren neuen Wagen. Da sagt der Wolof zu ihm: «Du bist ein netter Mensch, aber ich glaube nicht, dass Du Dir das mit eigenen Händen erarbeitet hast.» Ich necke ihn. Wir sind wie Cousins. Wenn es Spannungen zwischen den beiden Völkern gäbe, könnte ich so etwas nicht singen.

Viele Jahre nach Ihrem gemeinsamen Welthit «7 Seconds» singen Sie hier im Duett mit Neneh Cherry das Lied «Wake Up (It's Africa Calling)». Was hat Sie dazu bewogen?

Das Album handelt wie gesagt von den Kulturen des Nordens. Die Familienwurzeln von Neneh reichen nach Sierra Leone zurück. Da habe ich an sie gedacht. Mit «7 Seconds» bin ich in die Popwelt gesprungen. Diesmal habe ich sie eingeladen, in meinen Dschungel, in meine Umgebung zu treten. Das Resultat gefällt mir sehr. Neneh ist heute offener als damals. Offen für Afrika. Sie versteht Afrika besser. Sie setzt sich intensiver mit dem Afrikanischen auseinander. So war die Zeit gekommen, dass ich mich für die Einladung von damals revanchierte.

Wie hat «7 Seconds» sich auf Ihre Perspektiven ausgewirkt?

Es ist ein magischer Song. Er öffnete eine Tür für die afrikanische Musik. Er zeigte, dass ein einziger Song eine Palette von neuen Möglichkeiten offenbaren und Millionen von Menschen neue Hoffnung geben kann.

Wie stehen Sie zu den vielen jungen senegalesischen Musikern, die sich heute in ihrer Arbeit am Hip-Hop orientieren?

Ich finde das ganz interessant. Aber ich bin überzeugt, dass afrikanischer Hip-Hop besser würde, mehr Menschen ansprechen könnte, wenn die Programmierer der Beats ihr Metier besser studierten. Oft nehmen sie bloss die amerikanischen Beats und rappen auf Wolof drauflos. Ich glaube, man könnte aus der Form eine sehr starke Musik hervorbringen, wenn man das Programmieren von Grund auf lernte und so im Stande wäre, aus der Tradition heraus eine neue Musik zu entwickeln.

Was mich immer wieder verwundert: die afrikanische Musik ist voll von Rhythmen. Und doch klingt afrikanischer Hip-Hop oft nach plumpem 4/4-Takt.

Genau das ist es. Da liegt das Problem.

Die Lieder «Sama Gammu» und «Dabbaax» fallen mir auf dem neuen Album besonders auf. In ihnen steckt eine ganz spezielle Intensität.