Picnic: Nusch and Paul Eluard,
Roland Penrose, Man Ray, and
Ady Fidelin, Île Sainte-Marguerite,
Cannes, France, 1937.
© 2007 Lee Miller Archives.
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das kulturelle überformat
Nr. 8 / 2. Oktober 2007
#Lee Miller
  8/11
kunst
Lee Miller

Verständnis auf für den Freiheitsdrang seiner Gemahlin. Es dauerte indessen einige Zeit, bis diese wieder zur Kamera griff. Diesmal suchte sie ihre Sujets in den Landschaften Nordafrikas. Die weissen Gebäude, die Wüsten und die Felsen passten mit ihren extremen Kontrasten perfekt in Millers Vision. Die Resultate sind geistesverwandt mit den Bildern, die Georgia O'Keeffe, Ansel Adams und Paul Strand in New Mexico angefertigt hatten. 1937 reiste Miller erneut nach Paris. Am ersten Abend lernte sie bei einem Maskenball der Surrealisten den Briten Roland Penrose kennen. Gerade war in Paris Picassos «Guernica» ausgestellt. Aber von politischem Schrecken ist in Millers Werk noch wenig zu spüren. Im Gegenteil. Ein Gruppenbild, 1937 bei Cannes aufgenommen: Paul Eluard und Freundin Nusch, Roland Penrose, Man Ray und Freundin Ady Fidelin, wie sie in einem Wald um den Mittagstisch versammelt sind, Eluard und Nusch schmusend, beide Frauen halbnackt so ungezwungen, als wären sie so geboren worden – eine sorglosere sinnliche Idylle ist kaum vorstellbar (ganz nebenbei strotzt das Bild natürlich von Anspielungen auf vergangene, gemalte Idyllen).

Dann der Krieg. Nach einer Reise durch Rumänien und einem längeren Aufenthalt in Kairo war Miller im Juni 1939 in London angekommen, um mit Penrose zu leben. Auch hier fand sie Anstellung bei Vogue. Fotografen spielten eine grosse Rolle in britischen – wie auch in deutschen (!) – Kriegsplänen. Ihre Aufgabe war es, die Volksmoral zu heben, man erliess ihnen darum die Wehrpflicht. Anfangs 1940 publizierte die britische Vogue ein Editorial, welches die Rolle der Mode – und damit der Fotografie – für das