Lee Miller and Pablo Picasso,
the liberation of Paris, 1944.
© 2007 Lee Miller Archives.
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1925 reiste Lee Miller in der Begleitung einer Gouvernante zum ersten Mal nach Europa. Paris habe sie sogleich als ihre Seelenheimat erkannt. Sie blieb sechs Monate lang und besuchte die Theaterschule von Ladislas Medgyès, der Beleuchtung, Kostüm- und Bühnendesign lehrte. Zurück in Poughkeepsie belegte sie im liberalen Vassar College ebenfalls einen Theaterkurs. Dann wäre sie in New York fast unter ein Auto gekommen. Im letzten Moment riss sie ein Mann am Arm zurück. Es war Condé Nast, der Gründer von Vogue. Wie das so geht in solchen Momenten erkannte er in ihr auf der Stelle das Gesicht der Epoche. Wochen später, am 15. März 1927, zierte ihr Konterfei, gemalt von Georges Lepape, das Cover der neuesten Vogue-Ausgabe. Selbst aus dieser stilisierten Version von Lee Miller blickt einem kein typisches Art-Déco-Gesicht in die Augen. Vielmehr spricht daraus eine katzenhafte Weigerung, sich dem Willen des Betrachters zu beugen.
Die Ausstellung ist chronologisch angeordnet. Sie beginnt mit diversen Portraits, die Fotografen wie Arnold Genthe, Edward Steichen und George Hoyningen-Huené vom Model-Shooting Starlet in New York machten. Eine Aufnahme von Hoyningen-Huené – «Lee Miller: Sailcloth trousers by Yrande» – schafft es, nicht nur das Kleid, sondern auch die junge urbane Frau, die darin steckt, grossartig auf den eleganten Punkt zu bringen. Im Sommer 1929 landete sie erneut in Paris. Bereits recht bewandert in fotografischen Dingen, ging sie geradewegs ins Studio von Man Ray, dem Mann, welcher die Surrealisten mit einem fotografischen Vokabular ausgerüstet hatte. Die Concierge informierte sie, der Meister sei in die Ferien