Weltkrieg mitgebracht hatte, wenigstens noch ein bisschen unter Kontrolle zu halten. Daneben versuchte sie, sich um das Aufziehen ihres Sohnes Antony zu kümmern. Dieser beschwert sich in seiner Biographie «The Lives of Lee Miller» (1985) bitterlich ob ihrer Dysfunktion in der Mutterrolle. Weiters verbrachte sie viel Zeit in der Küche, um Gerichte, Kuchen und Desserts mit Namen wie «Sauce Maudite», «Orlando Furioso», «Dog-house Cake» und «Blumenkohlbrüste in rosaroter Sauce» zu erfinden. Ihre früheren Leben als Fashion Model in New York und Paris, als Fotografin in Paris, New York und Ägypten, und als Kriegsreporterin aus London, Frankreich, Buchenwald und Adolf Hitlers Badewanne hatte sie zu diesem Zeitpunkt längst in einer Gartenhütte und auf dem Estrich verstaut. Antony hatte sich nach jahrelanger Funkstille erst 1976 wieder mit seiner Mutter versöhnt. Nach ihrem Krebstod am 21. Juli 1977 entdeckte er die versteckten Schätze. Bis zu dem Moment, wo er die Tür zur Gartenhütte aufwürgte, hatte er keine Ahnung, welch abenteuerliches, mutiges, ja bahnbrechendes Leben sich dahinter versteckte.
«The Art of Lee Miller» im Londoner Victoria & Albert Museum präsentiert zum ersten Mal einen repräsentativen Überblick über das Lebenswerk der multitalentierten, weltenbummlerischen und schönen Amerikanerin. Die schwere Holztür, die zur Ausstellung führt, ist dermassen abweisend und düster, dass man einen Augenblick lang meint, man habe sich im Korridor geirrt. Der Lumineszenz und dynamischen Licht/Schatten-Kontraste zum Trotz, die so viele von Millers Fotografien beseelt, zieht sich die Düsterkeit wie ein roter Faden durch ihr Schaffen. Die