Working guests: Saul Steinberg
at Farley Farm, 1953.
© 2007 Lee Miller Archives.
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das kulturelle überformat
Nr. 8 / 2. Oktober 2007
#Lee Miller
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kunst
Lee Miller

Die letzten publizierten Photos von Lee Miller (1907 bis 1977) wurden 1952 aufgenommen, 25 Jahre vor ihrem Tod, und erschienen in der britischen Vogue. Sie trugen den Titel «Working Guests» und dokumentierten eine fürwahr surreale Party. Diese war von Miller selber organisiert worden, und zwar auf der Farley Farm, dem Landhaus in der Grafschaft Sussex, das sie mit ihrem Ehemann, dem englischen surrealistischen Maler Roland Penrose, teilte. Die faule Pointe der Party: bei ihrer Ankunft erfuhren die Gäste, dass sie nicht etwa zum Saufen und Faulenzen eingeladen worden waren, sondern zum Schuften. Das Resultat: herrlich subtile Schwarz-Weiss-Fotos, zum Beispiel von Dorothea Tanning und dem auf dem (noch ungemähten) Rasen knienden Max Ernst beim Gärtnern («Ein Beetchen voll Mais ist ganz ihr eigenes Werk», steht darunter). Des weiteren sehen wir Alfred H. Barr Jr., den Begründer des New Yorker Museum of Modern Art, beim Füttern der Schweine (er trägt einen Hut sowie ein Einstecktuch in der Brusttasche und sieht aus wie ein verwirrter William S. Burroughs). Der sowohl surreal wie – später – popartig angehauchte Maler und Collage-Künstler Richard Hamilton näht mit seiner Frau an einem Vorhang herum. Der Cartoonist Saul Steinberg kämpft «in einem Stil, der ganz sein eigener ist» (heisst es) mit einem Gartenschlauch, der sich aufbäumt wie eine Boa Constrictor. Und zuletzt: ein Selbstportrait der Fotografin, die sich nach dem harten abrackern ein Nickerchen auf dem Sofa gönnt.

Nach dieser Vogue-Story verbrauchte Miller offenbar all ihre Energie dafür, ihren Alkoholismus und wohl die schrecklichen Erinnerungen, die sie aus dem Zweiten