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das kulturelle überformat
Nr. 8 / 2. Oktober 2007
#Kolumne von Hanspeter Künzler, London
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gedankengang
Kolumne von Hanspeter Künzler, London

vor der Hochzeit sei die Angebetete mit dem Trauzeugen-in-spe durchgebrannt, und seither habe sich Will in seinem Schneckenhaus versteckt. Fred. Rob. Custard. Mick. Sharon. Will. Früher gehörte zur Runde hie und da auch noch Paul, ein grässliches Individuum der Sorte, die alles weiss, vor allem dann, wenn sie es nicht weiss. Ein Speed-Freak, den sein einstiger Drogenkonsum in einem Zustand permanenter Hypernervosität belassen hat und der sich seinen Lebensunterhalt jahrelang an den Quiz-Maschinen der Pubs verdiente. Das kann er nun nicht mehr, denn diese Maschinen sind heute gezinkt, um Leuten wie ihm das Verdienen des Lebensunterhaltes zu vermasseln: wenn einer eine gewisse Anzahl Fragen richtig beantwortet hat und die Gefahr besteht, dass er den Jackpot gewinnt, kommt eine Trickfrage, die gar nicht richtig beantwortet werden kann. Gemein, aber gesetzlich gestattet. Sowieso. Zum Glück hat Paul – Seife und Wasser sind ihm übrigens ein Graus – Hausverbot in unserem Pub, seit er zu einer irischen Weise den Kasatschok tanzte und dabei den Tisch der glamourösen Schauspieler aus dem nahen Theater ins Verderben riss.

Pub-Quiz, vor allem Pop-Quiz, erfreuen sich seit mehreren Jahren grösster Popularität in der britischen Pubszene. Sie sind populärer noch als Karaoke und Live-Musik, vor allem auch billiger zu organisieren. Irgendein Hobbymagister aus der Nachbarschaft liest mit einer Stimme, als wäre eine ganze Stadt gestorben, seine hundert Fragen herunter, die Gäste zahlen ein bisschen Eintritt, tun sich allenfalls zu Teams zusammen und führen aufgeregte Flüsterdiskussionen, um möglichst viele Antwortfelder auf ihrem «offiziellen» Quiz-Formular ausfüllen zu können. Zum Schluss kassiert der Sieger gerade genug Zaster, um ein, zwei Runden auszuschütten. Einer wie ich hat es bei einem solchen Pub-Quiz noch selten über das graue Mittelmass hinausgebracht.

In der Tat ist mir erst bei meinen gelegentlichen Quiz-Teilnahmen so richtig bewusst geworden, wie gross die Unterschiede sind was in verschiedenen Ländern als Allgemeinbildung erachtet wird. Oder