Vom Verlust der Seele
Sie sind ein kurioser Haufen, meine Quiz-Kumpel aus dem Pub. Fred ist quasi das Hauptgenie. Er ist in Nordengland aufgewachsen und war einmal fürs Programm des wunderbaren Underground- und All-Night-Cinema «Scala» verantwortlich (es ging unter, weil man «A Clockwork Orange» zeigte, obwohl Regisseur Stanley Kubrick persönlich erwirkt hatte, dass der Streifen in England nicht mehr vorgeführt werde; das Kino konnte die daraus resultierende Busse nicht bezahlen und machte Konkurs).
Heute arbeitet Fred für einen Hungerlohn und aus Überzeugung als Buchhalter bei der traditionsreichen aber wenig gelesenen Wochenschrift einer Randgruppe der Labour-Partei. Fred hat ein enzyklopädisches Gedächtnis, vor allem für Dinge, die ihn tatsächlich interessieren. So ist er innig vertraut mit jedem Album jeder Folk-, Prog.-, Jazz- oder einfach irgendwie beefheartschen Band, die es je gegeben hat, ganz zu schweigen von Dylan. Seine Frisur gemahnt an die von Rick Wakeman, nur schütterer und weisser (in der Politik liegen die beiden wohlverstanden am entgegengesetzten Ende des Spektrums). Auch hat Fred mindestens einmal jedes Stadion jedes Fussballklubs in den vier englischen Profi-Ligen besucht und viele Amateurplätze noch dazu, er kennt sich aus beim Speedway, schliesst dann und wann Pferdewetten ab, und ist ein wahrer Literaturkenner mit Schwerpunkt «Beats». Kurzum: Fred – natürlich verfügt er über einen knochentrockenen, bösen Sinn für Humor – ist ein freudvoller, wenn auch launischer und letztlich einzelgängerischer Bierkumpan.
Ihm zur Seite sitzt Rob, ein permanent schwitzender Fleischkasten im Nylon-Shirt, der irgendwo auf der Welt einen Sohn hat sowie eine Ex-Frau, auf die er stocksauer ist. Rob war einmal Schauspieler, spielte in der ersten Aufführung der Rocky Horror Picture Show in London den Frank N. Furter, hat dann aber irgendwie den Mumm