«Klezmer», Band 1:
«Die Eroberung des Ostens»
© Sfar/avant-verlag

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das kulturelle überformat
Nr. 8 / 2. Oktober 2007
#Joann Sfar
  9/10
comic
Joann Sfar

der Heide zerbröseln die Figuren oft in der Kälte, rote Nasen, rote Himmel und blauviolette Schatten machen einen schlottern. In diesen unwirtlichen Gegenden haben der überlebende Musiker einer überfallenen jüdischen Gruppe, ein junger jüdischer Tagedieb und ein Zigeuner zusammengefunden und beschliessen, mit Musik ihr Geld zu verdienen. Der Roma lehrt die Juden seine Sounds und umgekehrt. Im umtriebigen Odessa mit seinem Völkergemisch tut man sich mit einem Pianisten und einer Sängerin zusammen und fegt dem Kneipenpublikum Klezmer, den jüdischen Tanzblues, ums Ohr. Was wiederum eine kleine reiche Frau interessiert, die die Band zu sich einlädt.

Gedanken zum heutigen Judaismus

Dieses locker und duftig hingepfefferte work in progress präsentiert Sfars ganze reife Meisterschaft. Das Skizzenhafte und Farbfleckige der Zeichnungen überlässt der Phantasie des Lesers viel Raum zu eigener Ergänzung der Szenarien. Der Zeichner kann dort, wo genaue Darstellung not tut, vom schnellen Duktus plötzlich und unmittelbar zu feinem und genauem Strich wechseln, so etwa in der Mitte des Bandes, wo auf einer ganzen Seite der Drive der Handlung zu drei sorgfältig ausgearbeiteten Portraits der Protagonisten einfriert.

Am Schluss steht ein erhellendes und geistreiches Nachwort, das sowohl kulturelle Hinweise als auch Skizzen enthält. Sfar erklärt die «Katze» und «Klezmer» zu zwei sich ergänzenden Werken, die auch mit seiner eigenen Herkunft zu tun haben, hat doch sein Vater maghrebinisch-sephardische, die Mutter jedoch osteuropäisch-aschkenasische Wurzeln.