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das kulturelle überformat
Nr. 20 / 5. Dezember 2008
#CD
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tipps
CD

Love Is Overtaking Me
Arthur Russell

ra. Er war Zeit seines Lebens ein Kuriosum: Arthur Russell. Cellist, klassischer Komponist, Rocker, Singer/Songwriter und – last but not least – ein Produzent von Discomusik. Mit letzterer wurde er in den achtziger Jahren in New York auch gefeiert, obwohl er stets allen Szenen gleichzeitig angehörte und neben der Tanzfläche auch Philip Glass besuchte. Audika Records veröffentlicht nun seit einigen Jahren Zusammenstellungen des Mannes, der 1992 an Aids starb. «Love Is Overtaking Me» zeigt dabei eine der unbekanntesten Seiten: in der Mehrheit sind hier akustische Folksongs zu hören aus den Jahren 1974 bis 1991. Dass die Mehrzahl davon nicht zur Veröffentlichung gedacht waren, erscheint nun als Glücksfall. Die zarten, von Russells sanfter Stimme getragenen Liebeslieder profitieren von der Unterproduktion. Zudem lässt sich immer wieder auch die Experimentierlust Russells darin erkennen, wenn er plötzlich die Schönheit der Melodie dissonant aufzubrechen beginnt. In seiner rohen Anmut eine Perle der Folkmusik, die stark an Nick Drake erinnert. (Audika Records)

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Feed The Animals
Girl Talk

Hinter dem Pseudonym Girl Talk verbirgt sich der DJ und Produzent Gregg Gillis aus Pittsburgh, der sein neues Album «Feed The Animals» auf die selbe Art anbietet wie Radiohead ihr letztes Werk: via Download und jeder bezahlt, was er will. Gillis benutzt für seine Girl Talk-Alben ausschliesslich Samples und Fragmente bestehender Rock- und Popsongs. Auf diesem fast einstündigen Mix gelingt es ihm über 300 solcher Mosaiksteine zu einem neuen Ganzen zusammenzufügen. Das Resultat positioniert sich irgendwo zwischen Tanzfläche und Hip-Hop. Für alle, die sich in der Musik etwas auskennen, ist diese Collage zudem eine wahre Fundgrube an erkennbaren Soundfetzen. In «Still Here» gelingt es ihm innert vier Minuten Musik der folgenden Künstler zu kombinieren: Procol Harum, Kanye West, Blackstreet, Radiohead, Ben Folds Five, Ace Of Base, Fergie, Kenny Loggins, Beastie Boys, 50 Cent, Queen und Cat Stevens. Unglaublich. (Download)

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