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das kulturelle überformat
Nr. 20 / 5. Dezember 2008
#Guns N'Roses
  9/10
dossier: Was lange währt...
Guns N'Roses

symptomatisch gelten. Rose schrieb Erin «Sweet Child O’Mine» auf den Leib, im April 1990 wurde geheiratet. Nur, so sagte Everly später, weil Axl erklärt habe, er habe die Pistole dabei und würde sich umbringen, wenn sie nicht einwillige. Nach einem Monat trennte man sich wieder. Dann verkrachte sich Rose mit einem Bandmitglied nach dem anderen. Alle paar Jahre gab es einen neuen Anlauf mit neuen Mitgliedern – die resultierenden Tourneen endeten mit Krawallen und anderen Eklats. Alle paar Jahre stürzte sich Rose zudem in diverse gerichtliche Klagen. So versuchte er vergeblich das Erscheinen einer «Best Of»-Sammlung zu verhindern – sie wurde dennoch zum Bestseller. So oder so war Rose zum egomanischen Perfektionisten geworden, dem nichts gut genug war – besonders nicht an seiner eigenen Musik.

Hat sich das Warten auf das neue Guns N’Roses-Album gelohnt? Die Meinungen gehen auseinander. Das amerikanische Magazin «Rolling Stone» ist begeistert: «Ein grosses, kühnes, ausgerastetes und kompromissloses Hardrock-Album», heisst es dort. Am anderen Ende des Spektrums findet sich im englischen «New Musical Express» ein Totalverriss, der mit den folgenden Worten und der Note 4 (von 10) endete: «Die CD nochmal anhören? Jesus, lieber würde ich meinen eigenen Arm abnagen.» Selbst die chinesische Regierung befasste sich mit dem Werk. Man hat es als «giftige Attacke auf den chinesischen Staat» bezeichnet. Die kapitale Humorlosigkeit einer solchen Einschätzung wird Balsam sein für den ähnlich humorlosen Axl Rose. Nochmal die Frage: Hat sich das Warten gelohnt? Nun: Axl heult wie eh und je,