manisch-depressiven Tendenzen, hiess es – ob dem tatsächlich so ist, sei dahingestellt. Auf jeden Fall schuf er sich mit dieser Erklärung einen Freiraum, der ihm von allem Anfang an erlaubte, zu tun und lassen was er wollte. Schon bei den Hippies galt es als uncool, psychische Probleme der Psychiatrie zu überantworten (Brian Wilson von den Beach Boys weiss davon ein Lied zu singen). Ähnlich ist Rock’n’Roll Guns N’Rosescher Aussenseiterprägung traditionellerweise ein Tummelfeld für Menschen gewesen, für deren Psychosen der Alltag keinen Platz hatte, die es aber verstanden, daraus in dieser Parallelwelt eine alternativ-respektable Existenz aufzubauen.
«Appetite for Destruction» hiess das Debüt von Guns N’Roses. Es handelte von Heroinsucht («Mr Brownstone»), alkoholischen Clochards («Nightrain»), wüstem Jungleben («My Michelle» und «You’re Crazy»), der Angst vor dem Untergang («Welcome to the Jungle») und dem Überlebensdrang im Bodensatz von Los Angeles («Paradise City»). Mit einer deutlich vorgelebten Leck Mich-Haltung verkörperten Guns N’Roses die Gegenreaktion auf die Vorsichtswelle des ersten AIDS-Zeitalters. Und mit ihrem zügellosen Alkohol- und Drogenkonsum gaben sie auch noch der neuen Gesundheits-Bewegung eins aufs Dach. Ganz zu schweigen von den Moralhütern im Weissen Haus, die sich schon ob den bösen Texten im Hip-Hop echauffierten.
«Wir sind nicht hier, um eine Message zu verbreiten», sagte Slash. «Wir wollen keine Vorbilder sein, gute oder schlechte. Wir sind nicht hier, um eine Menge Bullshit zu verbreiten. Ich habe keinen Moment Zeit für