Rock’n’Roll-Band ihrer Zeit, die ihre Spuren auch in der kommenden Dekade hinterlassen wird.» Was immer man von der Band halten mag, es trifft den Nagel auf den Kopf. Die späten 1980er Jahre waren vor der Ankunft von Guns N’Roses ein eher müdes Pflaster für Möchtegern-Rockstars der alten, lauten, schmutzigen Sorte. Synthis, kuriose Kostüme, New-Wave-Komplexität und allenfalls noch theatralische Hardrock-Witzfiguren wie W.A.S.P. gaben den Ton an.
Der sehnige Hardrock früherer Tage war bombastischen Stadionproduktionen gewichen oder aber mit teenie-poppigen Refrains und Haarschnitten ins Kinderzimmer umgezogen. Ausserdem hatte die Verbreitung von AIDS und die damit verbundene Panikwelle dafür gesorgt, dass jegliche Andeutung eines promiskuitiven Lebensstils als zutiefst uncool erachtet wurde. Nicht zu vergessen ist ausserdem, dass die Women’s Liberation-Bewegung damals in ihrem Zenith stand und dabei eine (aus Männersicht) eher feindliche Haltung an den Tag legte. Das klassische Rock’n’Roll-Leben à la Jim Morrison, mit Lederhosen, obszönen Sprüchen und nackten Groupies hätte weiter weg vom Trend gar nicht liegen können. Das war den Herren Rose (Gesang), Slash (Gitarre – notabene der Showbusiness-kundige Sohn einer Kostümdesignerin, die für David Bowie gearbeitet hatte), Stradlin (Rhythmusgitarre), McKagen (Bass) und Adler (Drums) Wurst. Ihr Häuptling, W. Axl Rose, war in Lafayette, Indiana, in einer streng religiösen, ansonsten aber turbulenten Familie aufgewachsen. Sein leiblicher Vater verliess die Familie, als er zwei Jahre alt war, sein Stiefvater war gewalttätig.