William Eggleston, «Karco», c.1983-86, from
The Democratic Forest, 1989, Exhibition
print, 40,6 x 50.8 cm, Cheim & Read,
New York. © Eggleston Artistic Trust.
Courtesy Cheim & Read Gallery.

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das kulturelle überformat
Nr. 20 / 5. Dezember 2008
#William Eggleston
  9/10
kunst
William Eggleston

Eggleston experimentierte Anfang der Siebziger gar mit der ersten erhältlichen Videokamera. Und obwohl das noch erhaltene Material einen wichtigen Einblick über die Arbeit und die Annäherung Egglestons an ein Thema offenbart, erscheint es heute nur logisch, dass er von dieser Technik wieder abrückte. Die sozialen Aussenseiter und die Bluesmusiker, die im Video auftauchen, zerdehnen die Sekunde, auf die es der Künstler abgesehen hat und verwässern dementsprechend die Aussage. Oder anders formuliert: die «stillen» Fotografien, die in der Ausstellung die Videomonitore umgeben, erzählen in Tat und Wahrheit mehr als das laufende Bild.

Dass die Kritiker und das Publikum 1976 mit Befremden auf die Bilder Egglestons reagierten, ist aus heutiger Sicht entschuldbar. Nicht, weil wir ein geschulteres Auge hätten. Doch erhält in einer visuell überfluteten Welt ein perfekt komponiertes Standbild einen grösseren Stellenwert. Unsere Umgebung setzt keine Akzente mehr, alles ist im selben Masse bunt und schrill. Bei Eggleston steht diese Welt still. Sie erzählt in dieser einen Sekunde, in der sie festgehalten wurde, eine Menge Geschichten, die ansonsten unerhört geblieben wären.

«The Democratic Forest» heisst eine der umfangreichsten Serien. Ihr Titel ist Programm für das gesamte Œuvre Egglestons. Er nennt seine Arbeitsweise «eine demokratische Art und Weise, die Dinge um einen herum zu betrachten». Will heissen: nichts ist mehr oder weniger interessant als das andere. Er sei im Krieg mit dem Offensichtlichen, hat