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das kulturelle überformat
Nr. 20 / 5. Dezember 2008
#«Un conte de Noël» von Arnaud Desplechin
  3/5
film
«Un conte de Noël» von Arnaud Desplechin

Der Film beginnt mit einer kurzen Vorgeschichte. Joseph, der älteste Sohn von Abel und Junon Vuillard (Catherine Deneuve) starb als Kind an einer seltenen Form von Leukämie. Dieser Verlust lastet schwer über der Familie. Und Elizabeth leidet am meisten darunter. Zudem ist ihr eigener Sohn Paul (Emile Berling) suizidgefährdet und ihr Mann Claude (Hippolyte Girardot), ein Mathematiker, meist auf Geschäftsreise.

Die Vuillards haben noch zwei weitere Kinder: Henri (Mathieu Amalric) und Ivan (Melvil Poupaud). Gemeinsam mit ihren Gefährtinnen und dem Besuch des Cousins Simon (Laurent Capelluto) kommen da locker ein Dutzend Menschen zusammen. Henri ist das schwarze Schaf der Familie und wird von seiner Schwester abgrundtief gehasst. Ivan realisiert nicht, dass Cousin Simon unsterblich in seine Ehefrau Sylvia (Deneuve-Tochter Chiara Mastroianni) verliebt ist. Die Mutter scheint wiederum Henri dafür verantwortlich zu machen, dass Joseph starb (Henri war einst bloss als potenzieller Knochenmarkspender gezeugt worden). Die Liste könnte unendlich weiter gehen.

Es dauert einen Moment, bis sich der Zuschauer einen Reim aus diesem Wildwuchs aus Streitsucht, unausgesprochenem Verlangen und unverheilten Gefühlsnarben machen kann. Es ist, als wäre man in eine stetig ihre Form verändernde Wolke hineingeraten, die anfänglich nur Stückwerk liefern will. Es ist der Zauber eines guten Drehbuches und die Kunst des Filmemachers, die letztlich dafür sorgen, dass sich der Film in der zweiten Hälfte im Kopf des Betrachters in eine plausible Form verwandelt.