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das kulturelle überformat
Nr. 20 / 5. Dezember 2008
#Interview mit Helen Hunt
  7/8
film
Interview mit Helen Hunt

Es gibt eigentlich nur wenige weibliche Regisseure in Hollywood.

Ich weiss nicht, warum es nicht mehr weibliche Regisseure gibt. Abgesehen von der Tatsache, dass ein grosser Prozentsatz von potenziellen Regisseurinnen wegfällt, weil es für eine Mutter in der Tat kein entgegenkommender Job ist. (denkt nach) Warum gibt es nicht mehr Regisseurinnen? Ich weiss die Antwort darauf nicht. Ich glaube kaum, dass es Menschen gibt, die einen Film weniger mögen, wenn er von einer Frau gedreht worden ist.

Ist das heutige Hollywood noch sehr sexistisch eingestellt?

Aber sicher – die Welt leidet immer noch massiv an verstecktem Sexismus. Unser Business hat in dieser Situation eher einen Vorteil. Wir befinden uns nicht mehr im Mittelalter, in dem die Männer im Theater auch noch die Frauenrollen übernahmen. Wer Romeo und Julia verfilmen will, braucht heute eine Frau für die Rolle der Julia. Das ist doch schon etwas. Hingegen fehlt es in meinen Augen an guten Geschichten. Und in vielen guten Geschichten, hat es zuwenig gute Rollen für Schwarze, Latinos und Frauen. Für mich besteht die Lösung darin, das Schreiben guter Geschichten zu unterstützen.

Colin Firth hat erklärt, Sie hätten den

Beschluss gefasst, in dem Film kein Make-up zu tragen, und Sie hätten den anderen Akteuren nahegelegt, ebenfalls auf Make-up zu verzichten. So etwas ist doch wohl eher unüblich in Hollywood.

Ich kann nur immer wieder darauf zurückkommen, was es heisst, einen Film innert 27 Tagen abdrehen zu müssen. Man ist froh um jede Arbeit, auf die man dabei verzichten kann. Für das Make-up gehen gerne mal zwei Stunden drauf. Als Regisseurin war ich extrem froh, zwei Stunden länger mit den Schauspielern arbeiten zu können. Ausserdem passt es ja auch zur Geschichte. Am Anfang geht es April nicht gut. Sie könnte gar nicht strahlend daher kommen.

Wäre es vor zwanzig Jahren einfacher gewesen, das Geld für «Then She Found Me» aufzutreiben?

Vor zwanzig Jahren wäre es ganz bestimmt einfacher gewesen. Damals hat man noch wesentlich mehr Filme, in denen hauptsächlich gesprochen wird, mit grossen Budgets gedreht. «As Good As It Gets» war so ein Film.

Warum ist das heute nicht mehr so?

Weil «Spiderman» und ein paar andere Filme in dieser Art so viel Geld eingebracht haben, dass sich die Studios nicht mehr für andere Filme interessieren.