Kontext zu stellen. Er und seine Familie hatten zuvor noch nie eine Stadt gesehen. Nur um überhaupt mit ihm arbeiten zu dürfen, musste ich seine Familie zuhause aufsuchen, mit ihnen jagen gehen, bei ihnen für eine gewisse Zeit leben und abends ihre Geschichten anhören und die meine erzählen. Es musste ein Vertrauen aufgebaut werden. Ansonsten wäre seine ganze Familie nicht nach Sydney gereist. Und wenn man sich das mal vorstellt: nur vier Wochen später, spielt der kleine Brandon gemeinsam mit Hugh Jackman und Nicole Kidman vor der Kamera. Und nun, da ich zu Ihnen spreche, ist Brandon bereits wieder zurückgekehrt in den Schoss seiner Gemeinde und lebt wieder das Leben der Aborigines. Und noch etwas sehr Wichtiges: Brandon ist kein Schauspieler. Schauspielern ist den Aborigines fremd. Für Brandon war das, was er im Film tat, Realität. Er sieht die Kamera nicht, er beachtet sie nicht einmal, er sieht gewissermassen durch sie hindurch. Und deshalb sieht auch die Kamera nicht bloss sein Gesicht, sondern sein Inneres. Deshalb strahlen Gesichter von Aborigines immer diese profunde Schönheit aus.
Nicole Kidman: Bei der Zusammenarbeit mit Brandon war es nicht möglich, sich an einer bestimmten Textzeile festzuhalten. Es ging darum, Situation zu kreieren, um dann diesen Moment einzufangen.
Baz Luhrmann: Die Szene, in der Nicole ihm «Somewhere Over The Rainbow» vorsingt ist eigentlich eine improvisierte Szene. Nicole war da alleinige Regisseurin dieser Szene, ansonsten wäre das Ganze nicht machbar gewesen.
Nicole Kidman: Man kann nur den Moment erschaffen und ihn dann für den Film stehlen. Brandon konnte man nichts erklären, da er in der Wildnis lebt. Er hat keine Referenzpunkte. Keine Musik-CDs, Filme, Bücher, die er kennen würde. Es sind nur emotionelle Ansätze da.
Hugh Jackman: Ich erinnere mich an eine ganz bestimmte Szene mit Brandon. Das war rund einen Monat, nachdem die Dreharbeiten begonnen hatten. Es gibt diese Szene, in der ich die Kinder von der Insel retten muss. Und diese zehn jungen Statisten mussten zu mir hin schleichen – es war Nacht – damit ich sie dann aufs Boot geleiten kann. Als die Kamera für den ersten Take lief, begannen die Kinder aber statt zu mir zu schleichen, in die Kamera zu grinsen und zu winken. Und ich dachte bloss: das wird nie was mit denen. Und dann drehte sich Brandon um und rief: «Hey Jungs, konzentriert Euch. Wir drehen hier einen Film.» (lacht) Und ich dachte bloss: Boah, der lernt aber schnell.