«Ikkyu» von Hisashi Sakaguchi
Band 1, Seite 224 / © Carlsen

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das kulturelle überformat
Nr. 20 / 5. Dezember 2008
#«Ikkyu»
  7/8
comic
«Ikkyu»

Mitmenschen die Quintessenz des Daseins. In zerfetztem Tuchkleid und mit struppigen Haaren zieht Ikkyu unbeirrt seines Weges durch Desaster, Mord und Totschlag. Eine symbolisch wirkende Doppelseite im dritten Band fängt die Stimmung ein. Oben ein Meer von Toten, unten das richtige Meer mit dem sinnierenden Ikkyu davor: eine Variation von Caspar David Friedrichs «Mönch am Meer». Schliesslich gründet Ikkyu seinen eigenen «Tempel» in einer ärmlichen Hütte, mitten unter Sandalenflechtern und Fischerrn.

Dichtung mit bewegtem Pinsel

Von seiner Kindheit an ein begabter Kalligraph, haben sich viele von Ikkyus handgeschriebenen Tankas erhalten. Das fünfzeilige Tanka ist neben dem dreizeiligen Haiku die ältere der beiden wichtigen klassischen Gedichtformen Japans. Ikkyu nimmt in seinen Versen kein Blatt vor den Mund. Ein Beispiel:

Redet nicht von der Billigkeit der Freudenhäuser!

Bordell und Schenke haben Tugend und Verdienst.

Genug, dass man von Sôjos Durst hier spricht.

Musik der Kin durchdringt mich tief.

Der Tag neigt sich dem Abendrot.