«Ikkyu» von Hisashi Sakaguchi
Band 1, Seite 89 / © Carlsen

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das kulturelle überformat
Nr. 20 / 5. Dezember 2008
#«Ikkyu»
  6/8
comic
«Ikkyu»

Grundlagen, denn Ikkyu lebt sich aus, ohne Besitz respektive überflüssiges Karma anzuhäufen oder etwa eine der Freudenfrauen, mit denen er sich verlustiert, an sich binden zu wollen. Ikkyu zeigt seinen Zeitgenossen, wie man in Wort und Tat Freiheit vorleben kann. Im Übrigen ist es irgendwie bezeichnend, dass gerade die kodierten ostasiatischen Gesellschaften die vielleicht am meisten ausgefallenen Exzentriker der Welt hervorgebracht haben.

Es kommt nicht von ungefähr, dass gerade während den Wirren der Muromachi-Zeit der Zen-Buddhismus, der das Absolute im Einfachen wahrnimmt, eine Hochblüte erreicht. Die Entfaltung religiösen und weltlichen Prunkes ist in dieser chaotischen Epoche praktisch unmöglich. Kaum sind die durch die Samurais rivalisierender Adelsfamilien zerstörten Paläste und Tempel wieder aufgebaut, werden sie von rebellierenden Bauern oder den omnipotenten sogenannten Pferdetransporteuren, deren Macht auf dem Privileg der Verteilung aller möglicher Güter besteht, erneut niedergebrannt. Ausserdem dezimieren regelmässig wiederkehrende Hungersnöte und Seuchen die Bevölkerung. In diesen Zeiten der Unsicherheit – von Sakaguchi in Genrebildern, Schlachtenszenen und Landschaften mit verwüsteten Siedlungen eindrücklich dargestellt – zeigt Ikkyu in pointierten Reden, Gedichten und durch seinen Lebenswandel den gebeutelten