Mitunter erhält Sakaguchis Epos einen pathetischen Drall, vor allem im vierten Band, nachdem Ikkyu sich einer blinden Sängerin angenommen hat und angesichts des ewigen Firmamentes Emphatisches gedroschen wird. Solche Passagen sind jedoch relativ selten. Sakaguchi hält ohne Einbrüche sowohl erzählerisch als auch optisch auf hohem Niveau durch. Der Zeichner bringt mittels amerikanischen Einstellungen und Close-Ups Spannung in die oft langen Gespräche unter den Mönchen und er schafft viel Raum, wenn es um Naturdarstellungen und Landschaften geht. Stilistisch arbeitet Sakaguchi relativ realistisch, wobei er in extremen Situationen auch abrupt zu schriller Karikierung wechseln kann. Genaues Studium des rund tausenddreihundertseitigen Epos lässt einen erkennen, dass Sakaguchis darstellerische Gründlichkeit dem Erzählfluss förderlicher ist, als es ablenkende optische Extravaganz wäre. Fazit: ein schier unerschöpfliches Comic-Epos, das man immer wieder zur Hand nehmen kann, um Neues zu entdecken.
Hisashi Sakaguchi: «Ikkyu», Band 1, ab 14 Jahren, 308 Seiten, Grosstaschenbuch, Carlsen Verlag
€ 12,90 / CHF 23,90
Band 2 erscheint im Februar 2009, Band 3 im Mai 2009 und Band 4 im August 2009
«Ikkyu», vier Bände auf französisch, Glénat
Ikkyu Sôjun: «Im Garten der schönen Shin», Gedichte, Diedrichs (vergriffen)