«Ikkyu» von Hisashi Sakaguchi
Band 1, Seite 44 / © Carlsen

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das kulturelle überformat
Nr. 20 / 5. Dezember 2008
#«Ikkyu»
  3/8
comic
«Ikkyu»

welcher auf einer Doppelseite des vierten Bandes über die Heide tanzend sein Credo in den Wind schreit: «Jeder mittelmässige Mensch kann die Qualitäten eines Buddha besitzen! Die Erleuchtung entspringt der Lüsternheit. Das Erwachen entspringt der Mühsal des Lebens. Es lebe der Augenblick!» Damit greift Ikkyu jenes «Sich ausleben ist das Ganze!» des chinesischen Taoisten Yang Dschu auf, der 1’700 Jahre früher lebte, und erweist sich als spiritueller Vorläufer der Beatniks.

Gelebt hat Ikkyu Sôjun von 1394 bis 1481. Anschaulicher als mit diesem, in der von Bürgerkriegen, Chaos und Faustrecht erschütterten Muromachi-Zeit (1392 bis 1481) spielenden Manga-Epos lässt sich wohl kaum mit japanischer Geschichte und Kultur nähere Bekanntschaft machen. Der Mangaka Hisashi Sakaguchi (1946 bis 1995) konnte «Ikkyu» als Opus Magnum vor seinem frühen Tod gerade noch vollenden. In einem gewaltigen Bogen und mittels kunstvoll eingefügter narrativer Seitenstränge erzählt Sakaguchi das Leben von Sengikumaru, eines unehelichen Sohnes des Kaisers Go-Komatsu und dessen Konkubine Tsubone Iyono, die vom Hof vertrieben wird und ihren Sprössling mit Hilfe einer Zofe aufzieht. Meisterhaft: es gelingt Sakaguchi nebenbei auch noch, die Entstehung des No-Theaters zu schildern, das sich in der Muromachi-Epoche ausdifferenzierte.