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das kulturelle überformat
Nr. 19 / 10. November 2008
#Interview mit Robert Wyatt
  17/18
musik
Interview mit Robert Wyatt

Das ist genau, was passiert ist. Es war ein ganz netter Zufall. Er hatte Alfie gefragt, ob sie einen Text für ihn schreiben könnte. Das war sehr nett, weil ihr das Texteschreiben wirklich Spass macht und ich ihr nicht genug Material liefere, an dem sie sich ihre Zähne ausbeissen kann. Sie schrieb also ein paar Texte für sein Album, das vor zwei Jahren rauskam, und kürzlich hat er ihr wieder ein paar Bänder mit Musik geschickt. Bei einem der Tracks war Alfie nicht ganz klar, was für spezifische Noten er hören wollte. Es war mehr so ein Backing Track mit einem gewissen Feeling. Mit seiner Erlaubnis versuchte ich eine Melodie festzulegen, die zu diesem Backing Track passte. Sie schrieb dazu die Worte, und ich sang das vor, um zu demonstrieren, was wir meinten. Er fragte mich, ob ich das einsingen wollte, und ich sagte Ja. Aber nur unter der Bedingung, dass auch er eine Strophe singen würde. Sein Einsatz ist jetzt meine liebste Passage in dem Song, weil er völlig aus dem Blauen auftaucht.

Die Nummer klingt ingesamt sehr leichtherzig. Viele Leute glauben ja, Ihre Musik wäre wegen Ihres künstlerischen Anspruchs automatisch ernsthaft. Aber «Be Serious» auf «Comicopera» war ein selbstironisches Statement. In Ihrer Musik gab es schliesslich schon immer diesen fröhlichen pop-freundlichen Aspekt.

Danke, dass Ihnen das aufgefallen ist. Ich würde nach Möglichkeit sehr gern noch viel

 

 

 

 

 












 

 

mehr tanzbare Musik machen. Ich bin ein Eskapist. Ich finde den Mainstream der Wirklichkeit schwer zu verdauen. Und als Alfie mit dieser Geschichte eines One Night Stand daherkam, die die vage Atmosphäre eines Schwulendisco-Hits aus den späten siebziger Jahren versprüht, fand ich das äusserst charmant. Ich trenne nie das Ernste vom Unernsten, denn in meinem Leben sind die privaten Momente, in denen ich mir einfach Spass und Vergnügen gönne, genauso bedeutend und wichtig wie die historischen und gesellschaftlichen Umstände, in denen sie sich ereignen. Manchmal haben sie auch überhaupt kein Verhältnis dazu. Ich habe wenig Kontrolle darüber, was ich tue.