Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 19 / 10. November 2008
#Interview mit Robert Wyatt
  16/18
musik
Interview mit Robert Wyatt

können, aber Alfie und ich sind auch nicht pleite. Es geht uns gut. Ich kenne jede Menge hervorragender Musiker, die wirklich absolut pleite sind. (Saxophonist) Lol Coxhill, (Schlagzeuger) Laurie Allan, alle möglichen Leute, die um ihre Existenz kämpfen. Oder Monica Vasconcelos, eine Brasilianerin, die in London lebt, die könnte ein paar Gigs gut gebrauchen. Ihre Platte, auf der ich mitgespielt habe, ist eine der besten, an denen ich je beteiligt war. Es gibt schon immer wieder Umstände, die einen daran erinnern, dass manche Leute ein enormes Einkommen haben und andere nicht. Aber Pink Floyd oder David Gilmour machen ihre Millionen, nicht weil sie irgendjemanden ausbeuten oder weil sie rücksichtslose, kaltblütige Investoren sind, sondern weil Millionen Menschen seit Jahren ihre Platten mögen. Sie sind also reich, aber aus einem vollkommen anständigen, ehrwürdigen Grund. Einer wie Steve Lacy, der ein wunderbarer Sopran-Saxophonist war, hatte dagegen nie ein grosses Publikum. Aber es war sein Lebenswerk, und für mich klang es nicht mehr oder weniger wertvoll als jenes von Stevie Wonder. Ich bin also ganz zufrieden damit, mich in Sachen Einkommen und Hörerreichweite näher am Jazz- als am Rock-Ende der Skala zu bewegen. Meine Plattenverkäufe sind winzig im Vergleich zu denen von Rockmusikern. Als wir (Soft Machine) in den späten Sechzigern auf CBS waren, drückte der Typ, der sich bei der Firma für uns einsetzte, es einmal so aus: «Das

Problem ist, dass CBS sich nicht entscheiden kann, ob ihr unsere sich am schlechtesten verkaufende Rockband oder unsere bestverkaufende Jazz-Band seid.» Ich für meinen Teil bin gern in dieser Grauzone zu Hause.

Und manchmal ziehen Sie andere mit hinein. Paul Weller zum Beispiel hatte Sie ja zuvor in Ihrer musikalischen Welt besucht, und auf seiner neuen Platte war es das erste Mal, dass Sie Ihre Welt in die seine mitnehmen konnten.

Ja, das stimmt.

Er fand das sehr aufregend.


Ich auch. Es wäre mir nie in den Sinn gekommen, dass er mich dazu einladen würde. Ich war ganz entzückt darüber. Was für ein liebenswerter Mann. Er ruft uns alle paar Monate an.

Vor kurzem haben Sie die Single «This Summer Night» mit Bertrand Burgalat veröffentlicht. Louis Philippe, der bei der Produktion dabei war, hat mir erzählt, Bertrand hätte bei Alfie eigentlich bloss um einen Text angefragt. Aber dann haben Sie ihm die ganze Melodie auf den Anrufbeantworter gesungen, also hat er Sie gebeten, doch gleich den Song für ihn einzusingen.