Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 19 / 10. November 2008
#Sein Einfluss
  2/7
dossier: Brian Eno
Sein Einfluss

Hank Shocklee gehört zur Bomb Squad, dem Produktionsteam, das mit Public Enemy Pionierarbeit leistete und sich mit Ice Cube, Run DMC und den Young Black Teenagers weiter profilierte. «Die Kollaboration zwischen Byrne und Eno (Anmerkung: das Album «My Life in the Bush of Ghosts» von 1981) inspirierte mich dazu, ausserhalb der Schubladen zu denken», sagte Shocklee einmal, «und sie hat meinen Geist geöffnet für neue musikalische und – noch wichtiger – nicht-musikalische Erfahrungen.»

Präziser könnte die Wirkungskraft von Brian Enos Schaffen nicht auf den Punkt gebracht werden. Dabei basiert sie auf einer Fähigkeit, die Eno mit einem Komödianten teilt – der Fähigkeit nämlich, Fakten aus scheinbar fremden Gebieten zusammenzubringen und durch einen unerwartet logischen Schritt miteinander zu kombinieren. So löst der Komödiant im Publikum Gelächter und die damit verbundenen Befreiungsgefühle aus. Enos Ratschläge mögen oft paradox erscheinen und seine Maximen und Arbeitsmethoden auf den ersten Blick absurd, aber ihre integrale Logik zwingt dazu, sich mit ihnen zu beschäftigen, und das wiederum führt fast unausweichlich zur Euphorie, die mit unerwarteten Resultaten einher kommt.

Typisch ist Enos frühere Methode, Texte zu schreiben. Er benütze dazu oft ein Reim-Wörterbuch, erklärte er dem Schreiber dieser  Zeilen einmal. Durch das Zusammenbringen von Worten, die auf den ersten Blick nur durch einen Laut, nicht aber durch ihre Bedeutung verbunden seien, entstehe eine neue Bedeutung, auf die man mit rationalen Methoden nicht gekommen wäre. «Sowieso», sagte er noch, «ein Mogeln, das zu einer Verkürzung des Arbeitsprozesses führt, ist doch kein Mogeln mehr!» Enos Einfluss auf die Musikszene wirkte sich deshalb nicht nur auf der klanglichen Ebene aus, sondern auch auf der Ebene der Methode. In der englischen Tageszeitung «The Guardian» vom 8. Mai 1998