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das kulturelle überformat
Nr. 19 / 10. November 2008
#Porträt
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dossier: Brian Eno
Porträt

Beobachter der Karriere Brian Enos haben über die Jahre hinweg immer wieder verblüffende Aha- Momente erlebt. Diese konnten sie in der Gestalt von plötzlichen musikalischen Sprüngen ereilen: was sollten zum Beispiel die eisigen Gitarrenloops von «No Pussyfooting» bedeuten, nachdem man sich erst gerade am dissonanten, manierierten Aussenseiter- Pop von «Here Come The Warm Jets» gewöhnt hatte? Und weshalb diese zeitlupenhafte Version eines Pachelbel-Kanon, die dazu noch unter dem Titel «Discreet Music» erschien? Wir verlangten doch von unserer Musik, dass sie uns anspringen und in Beschlag nehmen sollte, nicht an uns vorbei plätschern wie die Liftmusik von James Last!

Enos schönster Quersprung allerdings kam mit «Another Green World», einem Album, das statt verspielter Surrealität oder kristallklarer Konzeptmusik fiebrige Bass-Riffs mit ätherischen Synthi-Klängen und simplen, glockenklaren Gesangsmelodien kombinierte und trotz der poppigen Kürze der Stücke eine fast schon meditative Ruhe ausstrahlte. Dass Eno danach als Produzent von «Low», «Heroes» und «Lodger» bei David Bowie landete, war noch halbwegs nachvollziehbar: Bowie und Eno teilten nicht nur eine Vergangenheit als Glam-Rock-Stars, beides waren auch Absolventen einer Kunstschule. Den gemeinsamen akademischen Hintergrund liess auch die Verbindung mit David Byrne und Talking Heads erklären und Enos Umzug nach New York. Die kreativen Resultate dieser Paarung zeigten Eno indes wiederum in einem ganz neuen Licht: seine Arbeit als Produzent der stildefinierenden Talking Heads-Alben