Ich hab nur keine Lust, etwa im Literatur- Zusammenhang aufzutauchen als einer, der dann immer sagt: Und ich, als einer, der ja ansonsten auch Musik macht, meine das und das. Das gefällt mir nicht. Es ist auch eine feige Haltung, mit der man sich einerseits zum Aussenseiter macht, aber auch zu jemandem mit einem anderen, unverfälschten Blick. Was verlogen ist. Ausserdem ist es auch gut möglich, dass die Leute, die mich da hören, sehen oder lesen, diese Musik gar nicht kennen. Ich bin ja nicht Campino. Jeder kennt die Toten Hosen. Element of Crime muss man nicht kennen.
Sind Sie sicher, dass die Leute heute nicht sagen würden: Ist das nicht die Band von Sven Regener?
Jein. Auch der Name Sven Regener ist ja nicht die gleiche Marke wie der Name Günter Grass. Man muss sich schon für Literatur interessieren, um ihn zu kennen. Aber würde jemand Günter Grass nicht kennen – das wäre seltsam. Was ich sagen will ist, dass es bei der Popularität als Literat, die einzig und allein diesen Büchern geschuldet ist, ganz unzulässig ist, die Musik mitreinzurühren. Muss ich die Musik gut finden, weil ich die Bücher gut finde? Nein. Muss ich die Bücher gut finden, weil ich die Musik gut finde? Auch nicht. Und ich kann auch beides scheusslich finden. Ausserdem ist ja auch ganz wichtig:
Die Musik mach ich nicht allein. Ich kann das Schreiben doch nicht verquicken mit einer Sache, in die drei andere Leute involviert sind. Die vielleicht sogar die Bücher scheisse finden und dann verrührt dieser Typ das, was du mitmachst, mit seinen Büchern. Das wäre doch eine Unverschämtheit den anderen Musikern gegenüber, eine Vereinnahmung, die mir gar nicht zusteht.
Wie führen Sie die beiden Sphären wieder zusammen? Fremdeln Sie nach einem Jahr Schreiben? Brauchen Sie umgekehrt Disziplinierungskurse für den Schreibtisch?
Nein, das ist gar kein Problem, weil das eine wie das andere mit meinem Leben zu tun hat. Ich habe ein Jahr an diesem Buch geschrieben, aber das hiess nicht, dass wir nicht zwischendurch auch Konzerte spielen konnten. Songs zu schreiben wäre nicht gegangen. Aber ich übe ja auch fast jeden Tag Trompete oder Gitarre.
Das ist aber auch eine Einzeldisziplin.
Ja, aber ich würde auch zum Beispiel niemals eine Lesung machen und dann noch ein paar Lieder singen. Da bin ich ein bisschen Purist. Wenn ich Tickets für meine Lesung verkaufe, will ich das nicht damit verbinden, dass die Leute auch noch meine Musik hören müssen. So eine Zwangsbeschallung.