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das kulturelle überformat
Nr. 19 / 10. November 2008
#Sven Regener
  11/12
literatur
Sven Regener

dass man als Leser gar nicht merkt, wie weit er schon gekommen ist. Dass man am Ende ganz überrascht fragt: Wie, schon vorbei? Ja. Er kann jetzt sagen: Scheisstouristen am Kudamm. Soweit ist er jetzt. Das andere ist, dass – und das ist wichtig und wollte ich auch nicht verändern – diese Kunstwelt, in die er da reinkommt, eine reine Männerwelt ist, in der Frauen höchstens mal am Rande eine Rolle spielen. Also diese Edith, die da hinter H.R. mal Keyboards spielen darf, während der Freund sich vorne wichtig macht. Das sind auch alles Typen, die ein bisschen Angst vor Frauen haben. Weil das auch relativ resolute Frauen sind, die sich überhaupt auf solche Pfeifen einlassen – sonst hältst du das ja gar nicht aus. Diese Rituale, das sich gegenseitig auf die Schulter klopfen, die Angeberei… Ausserdem ist Frank Lehmann auch einer, der sich gar nicht richtig vorstellen kann, dass sich Frauen für ihn interessieren, der Paddel.

Sie sträuben sich immer gegen das Antihelden-Etikett für Lehmann. Worin besteht denn sein Heroismus?

Antiheld ist ein schwachsinniger Begriff. Ich weiss überhaupt nicht, was das soll. Er kämpft, er ist ein kämpfender Charakter. Er kämpft um sein Leben. In diesem Buch und in «Neue Vahr Süd» besonders. Er hat es nun wirklich nicht leicht. Und er löst eben auf seine Weise die Probleme. In «Neue Vahr Süd» zwar nach Art der verbrannten Erde, aber letztendlich



kämpft er mit Händen und Füssen darum, sich zu befreien.

In «Der kleine Bruder» geschehen ihm die Dinge aber doch eher.


Also, er wird doch vor ein grundsätzliches Problem gestellt: Ein Fremder kommt in die Stadt und hat ein Problem. Und dieses Problem muss er lösen. Dabei trifft er vor allem Leute, die auch alle einiges an Problemen haben. Aber er muss da rein.