Ja, genau darum. Wolli hat eine genaue Vorstellung, wie es sein sollte. Da ist natürlich das Risiko, dass die Wirklichkeit dem nicht entspricht, viel grösser. Wenn man nichts erwartet, kann man auch nicht enttäuscht werden. Wolli geht ja nicht, weil es nicht anders ginge, sondern weil er einfach enttäuscht ist von der Szene, die er da findet. Das finde ich auch richtig. Warum soll er da bleiben, wenn es ihm nicht gefällt?
Wobei da die traurige Note, die mir ansonsten in der Rezeption bisher überbetont scheint, schon durchkommt. Weil ja auch das ehrenvolle Scheitern etwas sehr Melancholisches hat.
Ja, das ist doof. Man kann sich schon vorstellen, wie er zurückkommt. Weil dieser Traum, diese Utopie: Da drüben, jenseits des Zauns, ist das Gras grüner, da ist das tollere Leben, da ist die weite Welt – das ist weg. Wobei das ja alles junge Leute sind, da finde ich das nicht so kritisch. Das Buch spielt ja in einer Aufbruchssituation, wie sie sich in diesem Alter immer irgendwie Bahn brechen. Deswegen auch das Interesse für so ein Buch, auch bei jüngeren Leuten. Das erinnert sie an ihr Leben.
Aber fehlen für die jugendliche Quartiermacherei in «Der kleine Bruder» nicht etwas die Frauen? Es deutet sich zwar kurz ein Love Interest an, wird aber auch gleich wieder verworfen.
Das hat auch praktische Gründe. Keine Zeit. Er baut sich doch dieses neue Leben auf, ohne es zu merken. Er denkt, er sei nur damit beschäftigt, seinen Bruder zu suchen. Das ist ein bisschen der Pfiff an der Sache,