Ein anderes grosses Thema in Ihrem Buch ist Gewalt in der Familie. Da ist ein Mann, der zwar eine gewisse Scham darüber empfindet, dass er seine Frau schlägt. Seine Kinder zu schlagen, scheint ihm dagegen immer noch ganz in Ordnung. In Grossbritannien ist das ja immer noch Konsens. Tony Blair hat zum Beispiel offen gesagt, dass er seine Kinder schlägt und das niemand anderem verbieten will.
Ja, ich glaube Sie haben Recht, das hat er gesagt. Mir gefällt diese Stelle, auf die Sie sich beziehen, weil sie illustriert, wie dieser Mann sich selbst betrügt. Es ist ihm wichtig, sein eigenes Benehmen zu sanktionieren. In dieser Gesellschaft gibt es das Gefühl, dass man unter dem Deckmantel der Disziplin alles rechtfertigen kann.
Unterdrückte Sexualität?
Genau.
Bevor Sie dieses Buch geschrieben haben, waren Sie eine Drehbuchautorin. Wie geht es eigentlich den Verfilmungsplänen für den «Aussenseiter»?
Sie entwickeln sich so dahin. Dieser Stoff war ursprünglich eigentlich ein Drehbuch. Aber nachdem ich ihn zu einem Buch gemacht habe, muss ich jetzt noch einmal von vorne damit anfangen. Ich sehe beim Schreiben
immer alles dreidimensional und in Farbe vor mir, ich kann nicht anders.
Was für Drehbücher haben Sie denn geschrieben?
Nichts, was je produziert wurde, ausser einer Grundskizze für einen Film, dessen fertige Fassung ich selbst nie gesehen habe. Ich weiss nicht einmal mehr, wie der Film am Ende hiess («The Fine Art of Love: Mine Ha-Ha» von John Irvin, 2005, Anmerk. der Red.). Jacqueline Bisset hat mitgespielt. Ich habe allerhand Scripts geschrieben, die zum Teil angenommen und weiterentwickelt, aber dann nie verwendet wurden, so wie das im Fernsehen ja zu 99 Prozent der Fall ist. Es sah immer so aus, als ginge was weiter, und dann war doch wieder nichts. Um ehrlich zu sein, bin ich auch einfach nicht gut im Schreiben von Ärztedramen. Ich hatte zuvor einfach nie die Idee gehabt, ein Buch zu schreiben. Aber diesen Stoff konnte ich einfach nicht verkommen lassen. Es ist furchtbar, eine Geschichte in sich zu tragen, die nie erzählt werden kann. Niemand kann sie hören, niemand kann sie lesen. Das ist sehr frustrierend.
Sie kommen ja aus einer künstlerischen Familie...
Mein Vater ist Dichter, Romanschriftsteller, Dramatiker und Drehbuchschreiber. Und