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das kulturelle überformat
Nr. 19 / 10. November 2008
#James Joyce
  3/5
literatur
James Joyce

Einführung in Joyces Poesie erwartet, wird enttäuscht. Abgesehen vom Folkpop der Green Pajamas oder der elektronisch unterspülten Spoken-Word-Einlage von Klaus Kinski werden die Verse oft bis zur Unkenntlichkeit genuschelt, gemurmelt oder gegurgelt. Hier muss man schon genau hinhören, um etwas von der literarischen Vorlage mitzukriegen.

Daran ist auch nichts auszusetzen: dass die Message immer im Mittelpunkt eines Musikstücks stehen muss, ist ein mitteleuropäisches Dekret; im anglophonen Sprachraum, sind Strom und Puls eines Wortstrangs ebenso wichtig, wenn nicht noch wichtiger als dessen Sinn. Damit wäre der grosse Sprachverfremder Joyce sicher einverstanden, erfand er doch immer lautmalerische Worte, wenn seine Prosa danach schrie.

Die Zeilen des angeblich liederlichen Gitarristen fügen sich mit keltischer Leichtigkeit in die Vier-Viertel-Rhythmen der auf «Chamber Music» versammelten Interpreten aus den Genres Rock, Folk und Electronica. Und umgekehrt scheinen diese die simple Stärke der vielen Liebesgedichte auszukosten. Und auch ihre strukturelle Offenheit: anders als bei konventionellen Songtexten gibt es bei Joyces knappen Versen keine Refrains, die alle vier Zeilen wiederholt werden müssen.

Von besonderem Interesse ist der Beitrag der weitgehend unbekannten Venture Lift. Dabei handelt es sich nicht bloss um eine Joyce-Interpretation, sondern auch um eine versteckte Coverversion. 1969 vertonte der britische Sänger Syd Barrett – ein Jahr