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Nr. 19 / 10. November 2008
#Kolumne von Ernst Molden, Wien
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gedankengang
Kolumne von Ernst Molden, Wien

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Nachrichten aus der grossen Geisterstadt Wien (12)

Herbstsachen

Schönes Amerika. Es ist gewählt, Obama tritt an, und los gehts, hoffen wir:  Zeit des Wandels.

Armes Österreich: Hier wurde vor anderthalb Monaten gewählt, die ungeliebte letzte Koalition, die vielgehasste, wird wieder regieren, nur zwaa Schedln, wie man hier sagt, haben sie ausgetauscht. Aber wir haben noch lang keine Regierung. Der eigentlich bereits ausgetauschte Kanzler regiert noch immer in einer unnatürlichen Entspanntheit vor sich hin, ein würdiger Bewohner unserer Geisterstadt. Zeit des Wandels, auf eine Art, trotzdem. Wir haben immerhin unseren Herbst.

Wir haben einen seltsamen Herbst. Da, wo der Altweiber-, wenn nicht Spätsommer hingehört hätte, da passierte ein finsterer eiskalter Vorgeschmack auf den Winter mitten im September, wie eine patzige Antwort auf keine Frage, mit schwarzen Tagen, nasskalten Nächten und einer gespenstischen Kollektivverkühlung, die die urbs erfasste und auf schmerzhafte Art winterfest machte.

Und auf das hinauf, wie man hier sagt, kam plötzlich so ein seltsamer Wiedergänger des Sommers zurück, mitten in den Oktober hinein, mit windigen warmen Tagen und noch immer lauen, irgendwie ruhelosen Nächten, und niemand hier war noch bereit für all das. Zu warm angezogen taumelte man durch diesen schönen,




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gelesen und vertont
von Ernst Molden