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das kulturelle überformat
Nr. 19 / 10. November 2008
#Kolumne von Markus Schneider, Berlin
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gedankengang
Kolumne von Markus Schneider, Berlin

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Zwischen Beuys, Johnston und Warhol

Groundhog Day. Das Murmeltier lässt grüssen und erwischt mich genau wie im letzten Jahr mit unbearbeiteter Steuer, im kalten November, vor dem Abflug in den Süden. Letztes Jahr Jamaika, Thailand diesmal. Des Trödelns wegen wieder entnervt, zu spät und ausgelaugt.

Eigentlich hätte es ja Nicaragua werden sollen, aber in Nicaragua gab es fürchterliches Wetter, Leute sind gestorben, und es steht alles unter Wasser. Da könnte man helfen gehen, wie das bei jüngeren Leuten heute recht selbstverständlich ist. Zum Chillen muss man in so eine Situation sicher nicht fahren.

Das aber brauche ich. Schliesslich sitze ich hier schon in einem T-Shirt mit einem kleinen, grünen Traktor drauf, was man schon sehr regressiv finden kann. Zu meiner Ehrenrettung merke ich an, dass John Dear Mowing Club druntersteht, und ausgerechnet diese holländischen Neil-Young-Epigonen haben gerade den wundervollen Daniel Johnston in der Volksbühne begleitet, zurückhaltend und sehr kongenial scheppernd und bröselig. Man muss ja schon sagen, dass Daniel Johnston einer der grössten Songwriter der mittleren Generation ist. In der Berliner Volksbühne, wo er vor rappelvollem Haus auftrat, gab es ganz zu Recht Standing Ovations für den grauhaarigen, kugelbäuchigen, zarten Mann, der mit zitternden Händen vor seiner Textkladde stand und mit seiner unsicheren, hohen Stimme Lieder sang, in denen immer Tage und Menschen sterben, Herzen und Träume zerbrechen und am Ende,